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Sorgsamer Einsatz und saubere Hände

Podiumsdiskussion informierte über multiresistente Keime

Mit vier Vorträgen und einer regen Diskussion zum Thema „Multiresistente Keime“ hatte die Veranstaltungsreihe „Forschung made in Niedersachsen“ am Montag Station in Emden gemacht. Rund 220 Gäste verfolgten am Abend die ebenso kurzweiligen wie interessanten Beiträge in der Johannes a Lasco Bibliothek, an denen sich auch die Hochschule Emden/Leer beteiligt hatte.

Wie entwickeln Bakterien Resistenzen gegen mehrere Antibiotika? Wie gefährlich sind diese Keime, und wie entstehen sie überhaupt? Wie Prof. Dr. Susanne Engelmann, Professorin für Mikrobielle Proteomforschung an der TU Braunschweig, erläuterte, entwickeln Bakterien die Resistenzen durch Veränderungen in ihrer DNA und können diese Widerstandsfähigkeit nicht nur an die nächste Generation, sondern auch an andere Bakterienstämme weitergeben. Auf der anderen Seite sei die Entwicklung neuer, wirksamer Antibiotika nicht nur kosten-, sondern auch extrem zeitintensiv. „Wir müssen also mit dem, was wir zur Verfügung haben, gut umgehen“, so Engelmann. Sie plädierte vor diesem Hintergrund, wie auch die anderen Referenten, für einen wohl überlegten und richtig dosierten Einsatz der Arzneimittel.

Prof. Dr. Claudia Gallert, Lehrende an der Hochschule Emden/Leer und Preisträgerin des niedersächsischen Wissenschaftspreises 2017, ging in ihrem Vortrag auf die Verbreitung von Keimen in Gewässern ein. So gelangen beispielsweise Staphylokokken oder das Darmbakterium E.coli, Verursacher für viele Infektionserkrankungen, über menschliche Ausscheidungen in das Abwassersystem und von dort als gereinigtes Abwasser in die Fließgewässer. Gleiches gilt für tierische Ausscheidungen die direkt oder über Oberflächenabfluss ebenfalls in die Gewässer gelangen und dort für lange Zeit verbleiben. Sie zu eliminieren, gestaltet sich als schwierig und kann bisher nicht durch die Aufbereitung des Abwassers in Kläranlagen erreicht werden. „Es gibt keine Grenzwerte für Bakterien“, so Gallert, die an die Politik appellierte, neue Rahmenbedingungen und gesetzliche Vorgaben zu schaffen.

Erfreut zeigte sie sich in diesem Zusammenhang über den Verweis von Wissenschaftsminister Björn Thümler auf eine aktuelle Projektidee, bei der in Kooperation mit den Niederlanden, grenzüberschreitende Vergleiche bezüglich der Resistenzsituation gezogen werden sollen.  Mit der Vortragsreihe wolle man früh und in der großen Fläche wichtige Forschungsthemen aus der Wissenschaft in die Gesellschaft bringen, so Thümler. Dass auch Emden als Standort ausgewählt wurde, sei eine große Auszeichnung und zugleich ein sehr gutes Zeugnis für die Forschungsarbeit, die hier geleistet werde, betonte Prof. Dr. Gerhard Kreutz, Präsident der Hochschule Emden/Leer. Moderiert wurde die Veranstaltung von Wissenschaftsjournalist Jan-Martin Wiarda. Fragen aus dem Publikum wurden in der anschließenden Diskussionsrunde ebenfalls berücksichtigt.

Über die häufigsten Missverständnisse in Bezug auf Antibiotikaeinsatz in der Tiermedizin klärte Dr. Nicole Werner vom Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung der Tierärztlichen Hochschule Hannover auf. So müsse sich der Verbraucher nicht sorgen, mit dem Genuss eines Schnitzels auch die besagte Arznei zu sich zu nehmen. „Hier gibt es bestimmte Wartezeiten und Rückstandskontrollen, die eingehalten werden müssen“, so Werner. Zudem sei der Einsatz in den vergangenen Jahren stark rückläufig.

Ein einfaches aber ungemein wichtiges Mittel gegen die Ausbreitung resistenter Keime nannte schließlich Prof. Dr. Klaus P. Kohse, Direktor des Instituts für Laboratoriumsdiagnostik und Mikrobiologie am Klinikum Oldenburg: „Hände waschen, Hände waschen und nochmals Hände waschen!“ Während im Privathaushalt Wasser und Seife ausreichten, müsse in Krankenhäusern noch stärker in das Thema Hygieneschulung, zum Beispiel durch die Einrichtung von Hygiene-Instituten, investiert werden.