Studien
An dieser Stelle möchten wir Ihnen kurz bereits abgeschlossene sowie laufende Projekte und Studien vorstellen:
Interventionsstudie "Chronischer Rückenschmerz"
Hintergrund:In der geplanten Studie soll es darum gehen, die Versorgung von Patienten mit chronischem Rückenschmerzen unter Ausschluss der sog. red flags (z.B. Karzinomanamnese, strukturelle Schädigungen) zu verbessern. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass diese Patientengruppe mit dem traditionellen Behandlungsprogramm der konservativen Therapie (Schmerzmedikation, Physikalische Therapie) nicht hinreichend und effektiv behandelt werden kann. In vielen Fällen treten Rezidive auf bzw. es kommt nicht zu einer wesentlichen Verbesserung der gesundheitlichen Lage der Patienten.
Mit der Behandlung sind hohe Kosten verbunden und auch die volkswirtschaftlichen Folgen, z.B. durch Arbeitsausfall oder Frühverrentung, sind enorm hoch. Zudem ist aus neueren Untersuchungen zu entnehmen, dass die klassische, segmentierte Behandlung (Akut mit darauf folgender Rehabilitation) nicht zu dem gewünschten Erfolg führt (Raspe & Hüppe, 2003).
Die Studie wird in Kooperation zwischen dem Hans-Susemihl-Krankenhaus und der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven durchgeführt. Unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Büttner (Neurologische Abteilung) und Herrn Prof. Dr. Schaub (Fachhochschule) soll in der Studie untersucht werden, inwieweit ein um psychosoziale Elemente erweitertes Behandlungsmodell zu einer verbesserten Behandlung und Frührehabilitation der Patienten führen kann.Design: (Übersicht)Die Studie ist als klinische Interventionsstudie geplant. Die möglichen TeilnehmerInnen werden durch Herrn Prof. Büttner nach Anwendung der Ausschlusskriterien ausgesucht. Im Anschluss daran werden sie über die Studie informiert und die Einwilligung in die Teilnahme eingeholt. Durch eine randomisierte Zuteilung werden die Studienteilnehmer in eine Interventionsgruppe und eine Vergleichsgruppe aufgeteilt. Die Vergleichsgruppe (Usual Care, im folgenden UC-Gruppe genannt) erhalten nach Aufnahme in das Hans-Susemihl-Krankenhaus die auch bisher übliche Behandlung). Die Interventionsgruppe (Forschungsschwerpunkt, im folgenden FS-Gruppe genannt) erhalten eine erweiterte Behandlung. Beide Gruppen werden mithilfe standardisierter Meßinstrumente zu Beginn und zu Ende der Behandlung sowie 3 Monate nach Beendigung der Behandlung im Hans-Susemihl-Krankenhaus untersucht (SF-36, eigene Fragebögen). Die von uns entwickelten Fragebögen beruhen dabei größtenteils auf bereits andernorts genutzten und anerkannten Tests (PAREMO, FKKS, Fbek, IRES, PCI, Roland Disability Questionnaire, etc.) sowie eigenen Items.
Anhand der Outcomes aus diesen Messungen soll die Qualität und Effektivität der angewandten Methode im Vergleich zu der bisher üblichen Behandlung dargestellt und evaluiert werden.Interventionsmethode des Forschungsschwerpunktes:Die von den MitarbeiterInnen der Fachhochschule angewandte Methode stellt einen ganzheitlichen, somato-psycho-sozialen Ansatz der Behandlung der Patientengruppe dar. Durch die verschiedenen Disziplinen (Medizin, Klinische Sozialarbeit, Motologie, Physiotherapie) werden die verschiedenen Dimensionen der Krankheit auf der körperlichen, sozialen und psychischen Seite ausreichend berücksichtigt und können entsprechend behandelt werden. Im Vordergrund steht innerhalb des Modells die Förderung von Eigenaktivität und Selbstbestimmung der Patienten. Dies soll vor allem auch durch Gesundheitsbildung und Empowerment, sowie durch eine qualifizierte sozialarbeiterische Beratung gesichert werden. Neben diesem Ansatz stellt die um motologische Aspekte erweiterte physiotherapeutische Behandlung ein zentrales Element dar.
In enger Kooperation mit den behandelnden Ärzten der Neurologischen Abteilung soll ein interdisziplinärer Behandlungsansatz verwirklicht werden.
Teilprojekt A Zu Beginn stand die Ermittung des theoretischen Forschungsstandes und die Erfassung der schon vorhandenen Möglichkeiten der Behandlung von Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen für den Bereich der Sozialen Arbeit. Anhand dieser Vorarbeiten wurde ein Konzept für die Klinische Sozialarbeit entwickelt.
Chronische Rückenschmerzen, die häufig einen langen Leidensweg beinhalten, sind geprägt durch zunehmende körperliche Inaktivität und zudem können depressive Stimmungen das Selbstwertgefühl belasten. Es kann zu Konflikten mit Familienangehörigen und im Beruf kommen, verbunden mit Existenzängsten durch lange Arbeitsunfähigkeitszeiten. Die neuesten Zahlen zum Krankenstand, die im August 2004 veröffentlicht wurden, zeigten: „Die meisten Krankschreibungen im vergangenen Jahr betrafen mit 26,5 Prozent das Muskel-Skelett-System; es folgten Atemwegserkrankungen (16,9 Prozent) sowie Verletzungen und Vergiftungen (15,2 Prozent).“ (???)Das bedeutet, dass unter anderem Rückenschmerzen als häufigster Grund zu langfristigen Krankschreibungen führt.
Die Berücksichtigung von sozialen und seelischen Belastungen der körperlichen Erkrankung ‚Rückenschmerz’ und ihr Einbezug in die Behandlung steht für die Klinische Sozialarbeit im Vordergrund.
Als Primärziele wurde für die Klinische Sozialarbeit festgelegt: Berufliche WiedereingliederungLebenszufriedenheitSoiziale IntegrationGesunheitsförderung/ -stärkungMotivationInformationDiese Ziele sollen mit Hilfe von sozialer Beratung und Behandlung der Patienten und ihren Angehörigen. Dabei sollen Methoden wie Genogramm- und auch Soziogrammarbeit zum Einsatz kommen. Einen großen Stellenwert bei der Zielerreichung wird auch die Kooperation mit den beteiligten Berufsgruppen und die Netzwerkarbeit haben. Teilprojekt B
Auf der Basis der strukturellen Rahmenbedingungen im Hans-Susemihl-Krankenhaus wird eine Vergleichsstudie für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen im Sinne von Frührehabiliatation durchgeführt. In Absprache mit dem Kooperationspartner Hans-Susemihl-Krankenhaus wurde diese Zielgruppe gewählt, da sowohl der gesundheitspolitische Kostenfaktor als auch der Leidensdruck dieser Patientengruppe sehr hoch ist. Neue Behandlungsmodelle zur Reduzierung des sozialen Kostenaufwandes sind dringend erforderlich. Es handelt sich um eine Vergleichsstudie zur Überprüfung der Wirksamkeit eines neuen, integrierten Behandlungsmodells mit der bisherigen traditionellen Therapie („usual care“) bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen.
Der neue Behandlungsweg zeichnet sich dabei neben der medizinischen Diagnostik und Behandlung vor allem durch eine weiterentwickelte physiotherapeutisch-motologische Behandlung sowie klinisch-sozialarbeiterische Interventionen aus. Es orientiert sich am somato-psycho-sozialen Paradigma. Bereits in der Akutbehandlung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen werden diese Ebenen miteinbezogen, um Störungen zu vermindern und die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Ziele des neuen motologisch-physiotherapeutischen BehandlungsansatzesDer motologisch-physiotherapeutische Behandlungsansatz bearbeitet folgende Zielsetzungen:Förderung der Aktivität Verbesserung der SelbstregulationVerbesserung der SelbstkontrollüberzeugungVerbesserung der SelbstbewusstseinsInformation der Patienten und Patientinnen im Sinne von SelbstbefähigungSteigerung der psychophysischen BelastbarkeitVerbesserung der MotivationMotologisch-physiotherapeutische Erhebungsinstrumentarien
Spezifischer FragebogenDer individuelle Status der Probandinnen/Probanden wird am Anfang durch einen eigens entwickelten Fragebogen erhoben. Die zu Grunde gelegten Instrumentarien für den physiotherapeutisch-motologischen Ansatz sind der FBK 20 (Clement, Loewe 1996) für das Körperbild, der FbeK (Strauss Richter-Appelt 1996) für das Selbstbild, die Frankfurter Körperkonzeptskalen (FKKS Deusinger1998) für das Körperschema.
Für Fragen der Bewältigung wurde die Pijn Coping Inventarisatie Lijst (Tas, v. d. P. 2003) eingesetzt. Items zur Erhebung des Fähigkeitsniveaus wurden aus dem Chronic Disability Index (Waddell, G., Main CJ., 1984) entnommen.
Aus den genannten Verfahren wurde ein eigenes Erhebungsinstrument zusammengestellt, um den Status zu Beginn und am Ende der Behandlung, sowie sechs Wochen nach der Rehabilitation zu erheben.
Der SF 36 (Bullinger /Kirchberger 1998) wird als international anerkanntes Assessmentverfahren parallel im Kontext der klinischen Sozialarbeit eingesetzt.
Motologisch-physiotherapeutische BefunderhebungDie individuelle Anamnese wird nach dem Maitland Konzept (Maitland 1994) erhoben. Die körperliche Untersuchungsmethode orientiert sich am Cyriax-Prinzip (Cyriax 1998, 1994) durchgeführt. Die Belastbarkeit im Bereich der aeroben Ausdauer wird durch einen Stufentest am Fahrradergometer ermittelt.
Die Einschätzung der körperlichen Eigenschaften (Konstrukte) in Relation zu Personen des jeweiligen Umfeldes wird mit der „GRID Methode“ (Schindler 1997) gemessen.
Motologisch-physiotherapeutische BehandlungFolgende Richtlinien gelten für die motologisch-physiotherapeutische Behandlung:Individuelles Eingehen auf das Problem und dessen Bedeutung und Auswirkungen auf den Patienten und seine Lebenswelt (Dugan/Frost 2002; Maitland 1994)„Hands-off “ (d.h. keine schmerzprovozierenden Untersuchungen und keine passiv mobilisierenden Maßnahmen)
Therapieziel: Selbstbehandlung, Förderung der Selbstregulation und Autonomie
Teilnahme an einer poststationäres motologisch fundierten Bewegungstherapie (z. B. zur Klärung von Fragen bei der Umsetzung der neu erlernten Bewegungsmuster, Transfer von Inhalten aus der Rehabilitation in den Alltag etc.)
Zentrale Bausteine der Behandlung sind Beratung und Informationen über Schmerzentstehung und Schmerzmechanismen.
Themenfelder der BeratungEntdeckung von Ressourcen, Auswirkungen der Symptomatik auf die Persönlichkeit und das soziale Umfeld, positive Auswirkungen des Leides, mögliche Ängste, Fragen der Psychohygiene, mögliche Hilfestellungen in der Alltagsbewältigung
Information über SchmerzmechanismenThemenfelder sind „nutzlose“ Schmerzen, Belastung und Belastbarkeit, Auswirkungen von Bewegung und Ruhe, mögliche Folgen einer Angstvermeidungshaltung, Kriterien für Leistungsvermögen, Selbstbehandlung, Heilungszusammenhänge und Prognosen.Übungstherapie u. a. nach McKenzie zur biomechanischen Rehabilitation des Discus intervertebralis Individuell gestaltetes Herz-Kreislauf-Training zur Verbesserung der Belastbarkeit im Alltag und Beeinflussung der neuronale Schmerzprogrammierung (Longworth 2002).Muscle Balance zur Reaktivierung des stabilisierendes Muskelsystems und Verminderung der Angst-Vermeidungs-Haltung sowie des sozialen Rückzuges (Sharmann 2002)Alle genannten Therapiemethoden werden unter motologischen Gesichtspunkten begleitet, um den Patient/die Patientin auf dem Weg zurück zu Aktivität und zu vermehrter Selbstregulation sowie zu einer verbesserten Selbstkontrollüberzeugung zu unterstützen.
Teilprojekt C Zu Beginn der Arbeit mit den Patienten war zu klären, welche Regelungen des Datenschutzes beachtet werden müssen. Das Nebeneinander sozialrechtlicher Datenschutzregelungen, der Regelungen des Landesdatenschutzgesetzes und des Bundesdatenschutzgesetzes erwies sich als sehr unübersichtlich. Hinzu kamen die Regelungen des Berufsrechts für Ärzte. Hier wurde es notwendig, die Ethikkommission der Landesärztekammer zu beteiligen.
Um allen Regelungen gerecht werden zu können, musste das Verfahren, in dem Mitarbeiter des Forschungsprojekts Patienten und Patienten zur Teilnahme am Forschungsprojekt zu motivieren versuchen, detailliert geplant werden. Vor einer Entscheidung zur Teilnahme, erhalten die Patienten sowohl schriftliche (Patientenbrief) wie auch mündliche Detailinformationen. Die Patienten und Patientinnen wissen, dass sie von ihrer Einverständniserklärung jederzeit zurücktreten können.
Teilprojekt D
Die unter 2.1 genannten Evaluationsinstrumente wurden für die Interventionsstudie modifiziert und in ein eigenes Erhebungsinstrument einbezogen. Hierzu wurden drei Fragebögen entworfen, die die Situation des Patienten bei Aufnahme und bei Entlassung aus der Akutbehandlung sowie nach Rehabilitation bzw. Nachsorge auf der körperlichen, psychischen sowie sozialen Ebene erfassen sollten.
Zusätzlich wurde der SF-36 angewandt, um ein standardisiertes und erprobtes Instrument als Vergleichsinstrument zu nutzen.
Hier erhalten Sie einen Literaturreview zum Thema Chronische Rückenschmerzen. Download der html-Datei [49 KB]:
rueckenschmerzenstudien
Vorabstudie "Verunfallte Patienten"
Auch in dieser Vorabstudie in der Abteilung für Unfallchirurgie und Traumatologie des Hans-Susemihls-Krankenhaus Emden entwickelten die Teilbereich A und D gemeinsam einen Interviewleitfaden, der sich an den bisherigen Arbeiten orientierte und darüber hinaus die besondere Situation von verunfallten Menschen berücksichtigte (evtl. Traumatisierung oder längerfristige Berufsunfähigkeit).
Es wurden jeweils fünf Interviews in beiden Patientengruppen jeweils während der Akutbehandlung (zu Beginn und kurz vor Entlassung) und nach erfolgter Rehabilitation durchgeführt. Die Interviews waren als themenzentrierte, halbstrukturierte Befragungen konzipiert.
Den Fragebogen können Sie hier [24 KB] downloaden:
leitfragenunfallpatienten
Vorabstudie zur Frage der Patientenbedürfnisse
In dieser Studie wurden explorative Interviews geführt, für dessen Vorbereitung Interviewleitfäden erstellt wurden. Diese Interviews fanden mit den Patienten während der Behandlung im Akutkrankenhaus und nach der Rehabilitation undmit den behandelnden Ärzten während der Aktubehandlung statt.
In den Interviewleitfaden für die Gespräche mit den Patienten wurden Fragen nach der körperlichen Genesung, der psychischen Befindlichkeit und den sozialen Begleitumständen aufgenommen, um dem somato-psycho-sozialen Leitbild des Forschungsschwerpunktes gerecht zu werden.
Es wurden jeweils fünf Interviews mit beiden Patientengruppen während der Akutbehandlung und nach erfolgter Rehabilitation durchgeführt. Die Interviews waren als themenzentrierte, halbstrukturelle Befragungen konzipiert.
Den Fragebogen können Sie hier downloaden:
leitfragenfuereinsemistrukturellesinterview