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Futtermittel aus Insekten

Hochschule beteiligt sich an EU-Projekt zu digitalisierten Insektenfarmen

Bei der Herstellung von Tierfutter wird oft auf Soja oder Fischmehl zurückgegriffen – zwei Produkte, mit deren Zucht und Anbau ein hoher Ressourceneinsatz und oft auch ein hoher ökologischer Fußabdruck verbunden sind. Ein seit einigen Jahren verfolgter Ansatz ist die Produktion von Futtermittel aus Insekten. Diese sind nicht nur genügsam bei der Nahrungsaufnahme, sondern stellen zudem eine wertvolle Proteinquelle dar. In einem europaweiten Forschungsprojekt, an dem sich auch die Hochschule Emden/Leer beteiligt, soll dieser Ansatz nun mit modernster Technik verbunden werden: Unter dem Namen „CoRoSect“  (https://corosect.eu/) sollen digitalisierte und automatisierte Insektenfarmen entstehen.

„Zunächst haben wir gemeinsam mit unseren Partnern analysiert, welche Möglichkeiten der Digitalisierung es in einer solchen Produktionsumgebung gibt, welche sinnvoll erscheinen und was wir davon tatsächlich nutzen möchten“, so Prof. Dr. Juho Mäkiö, der am Fachbereich Technik im Studiengang Informatik lehrt und das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Armando Walter Colombo (Master Industrial Informatics) betreut. Insgesamt sind an dem Projekt 19 Partner aus ganz Europa beteiligt. Gefördert wird es mit rund sieben Millionen Euro aus dem EU-Programm „Horizon 2020“ für Forschung und Innovation.

Die Hochschule erhält einen Anteil von etwa 400.000 Euro und beschäftigt damit seit dem Projektstart vor einem Jahr die von Prof. Colombo betreut Doktoranden und Industrial Informatics-Masterabsolventen Jyotsna Singh und Lakshay Mundeja, sowie den wissenschaftlichen Mitarbeiter David Bauer. Das Team befasst sich im Speziellen mit der Konzeptionierung und anschließenden Einbindung bestimmter digitaler Schnittstellen. CoRosect setzt Digitalisierung-, Automatisierungs- und Robotertechnik ein, um alle Phasen des Lebenszyklus der Insekten zu unterstützen, also beispielsweise bei Bedarf automatisch zu kühlen oder Feuchtigkeit einzubringen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist laut Mäkiö zudem der wirtschaftliche Aspekt, denn dadurch, dass bestimmte Abläufe im Betrieb automatisiert werden, sollen auch erhebliche Kosteneinsparungen möglich sein.

Um die neu konzeptionierten Produktionsabläufe in der Realität zu testen, möchte das Projektteam bis zum Sommer 2022 einige Demonstratoren entwickeln und anschließend den Praxistest mit Partnern in den verschiedenen Ländern beginnen. Laut Mäkiö betritt man in Deutschland mit Tierfutter oder auch Düngemittel aus Insekten nahezu noch Neuland. Ein Gedanke sei auch, das Vorhaben auf die Lebensmittelproduktion für Menschen auszuweiten. Hierfür fehlt in der EU aufgrund der strengen Hygienevorschriften bisher noch die Zulassung, doch das Team ist zuversichtlich. „Insekten in die allgemeine Nahrungskette mit aufzunehmen, birgt ein hohes Innovationspotenzial“, so Mäkiö. Denn die Produktion von Insekten erfordere nur wenig Land und Energie und könne im Gegensatz zu anderen Rohstoffen wie Sojabohnen schnell und ganzjährig erfolgen.

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