News Fachbereichs Seefahrt & Maritime Wissenschaften

Studierende lernen von fiktivem Rechtsstreit

V.l.: Heiko Bloch, Thomas Nintemann, Prof. Dr. Mathias Münchau, Dr. Martin Beckmann, Jan Wölper, Dr. Tobias Eckardt.

Simuliertes Schiedsverfahren an der Hochschule Emden/Leer

Wie Rechtsstreitigkeiten in der maritimen Wirtschaft verhandelt werden, konnten am Freitag rund 50 Studierende am Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer verfolgen. Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde in der Aula des Gebäudes in Kooperation mit der German Maritime Arbitration Association (GMAA) aus Hamburg ein so genanntes Schiedsverfahren simuliert.

Thema der fiktiven Verhandlung war diesmal ein Streit zwischen einem Reeder und dem Charterer der von Piraten gekaperten „MS Flamenco“ über die Frage, wer die finanziellen Folgen zu tragen hat. „Zu klären galt, ob der Charterer für die Zeit die Chartermiete zu zahlen habe und ob er sich an dem gezahlten Lösegeld beteiligen muss“, erklärt Prof. Dr. Mathias Münchau vom Fachbereich. Er mimte am Freitag den Kapitän des entführten Schiffs und nahm in dieser Rolle als Zeuge an der Verhand-lung teil.

Zu dem Überfall war es in dem erdachten Szenario auch deshalb gekommen, weil das Schiff nicht auf die vertraglich zugesicherte Geschwindigkeit von 20 Knoten kam. Streitig war allerdings, ob dafür Probleme mit der Maschine ursächlich waren oder der Charterer zuvor mangelhaften Treibstoff gebunkert hatte. Zudem befanden sich nur zwei statt der vom Reeder vertraglich zugesicherten vier Sicherheitskräfte an Bord des Schiffes, die den Überfall unter Umständen hätten abwehren können. Am Ende durften die Studierenden selbst darüber abstimmen, wer die besseren Argumente vorgetragen hatte. Das Gericht sah – ebenso wie die Studierenden – den Fall als nicht eindeutig an und schlug deshalb einen Vergleich zwischen den Parteien vor.

Als Verfahrensbeteiligte fungierten unter anderem Lehrende des Fachbereichs, Rechtsanwälte aus Leer, Hamburg und Eindhoven sowie Vertreter des Verein Han-seatischer Transportversicherer (VHT), allesamt Mitglieder der GMAA und dort auch als Schiedsrichter tätig. „Wir führen diese Art von Veranstaltung seit einigen Jahren in Leer durch und sie erfreut sich bei den Studierenden großer Beliebtheit“, so Münchau.

Bei einem Schiedsverfahren handelt es sich um ein Verfahren vor einem nichtstaatlichen Schiedsgericht. Es gibt nur eine Instanz, die mit einem Schiedsspruch endet, auf den sich die Schiedsrichter einigen. Als Schiedsrichter fungierten diesmal Tobias Eckardt, Partner der Sozietät Ahlers Vogel, Leer (und Lehrbeauftragter am Fachbereich Seefahrt) sowie Thomas Nintemann, freier Anwalt mit langjähriger Berufserfahrung als Justitiar in der Intersee-Gruppe aus dem Emsland. Die Vertreter der Streitparteien wurden von Heiko Bloch, Senior Claims Manager (VHT) und dem Juristen Dr. Martin Beckmann dargestellt. Die Moderation hatte auch in diesem Jahr Jan Wölper, Vorsitzender der GMAA und Partner der Sozietät CMS Hasche Sigle/Hamburg übernommen.

Im Anschluss an das simulierte Schiedsverfahren berichtete Nintemann im Rahmen eines kurzen Vortrages zu einem konkreten Piratenfall aus seiner eigenen beruflichen Praxis. Die GMAA hatte nach der Veranstaltung noch zu einem kleinen Imbiss eingeladen, so die Teilnehmer noch weitere Gelegenheit hatten, mit den Protagonisten über den Fall zu diskutieren.  

Die GMAA versteht sich als kostengünstige und effektive Alternative zu den üblichen Schiedsverfahren in London. Hierfür stehen etwa 200 (nebenamtliche) Schiedsrichter zur Verfügung.

V.l.: Heiko Bloch, Thomas Nintemann, Prof. Dr. Mathias Münchau, Dr. Martin Beckmann, Jan Wölper, Dr. Tobias Eckardt.
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