News Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit

Ostfriesisches SommerForuM Gesundheit & Soziales startet in die 2. Runde

Forschung ruft Management zum gemeinsamen Dialog

Bereits zum 2. Mal veranstaltet der Studiengang Sozial- und Gesundheitsmanagement das „Ostfriesische SommerForuM“. Die Veranstaltungsreihe führt Experten und interessierte Fachleute aus der regionalen Sozial- und Gesundheitswirtschaft und Hochschulvertreter zusammen, welche über aktuelle Themen diskutieren, sich informieren und einander Impulse geben.  Die diesjährige Auftaktveranstaltung fand am Donnerstag, dem 26. März 2015 an der Hochschule Emden statt. Erste Referentin der Veranstaltungsreihe war Kerstin Kiefer, Koordinatorin für Betriebliche Gesundheitsförderung der Kreisverwaltung Recklinghausen, die zum Thema „Betriebliche Gesundheitsförderung auf dem Weg hin zum Betrieblichen Arbeitsfähigkeitsmanagement“ sprach.

„Als praxisorientierte Hochschule haben wir den Anspruch, unseren Studierenden und Absolventen theoretisches und praktisches Wissen sowie Handlungskompetenzen zu vermitteln, die sie später am Arbeitsplatz zielorientiert einsetzen können. Als akademische Bildungseinrichtung haben wir aber auch den Anspruch, ihnen eine Werteorientierung zu geben, damit sie zur Lösung der großen Zukunftsfragen mit beitragen können“, sagte Prof. Dr. Kerstin Kamke, Leiterin des Studiengangs Sozial- und Gesundheitsmanagement, in ihrer Ansprache an die ca. 100 Teilnehmer des SommerForuMs. Eine der wichtigen Zukunftsfragen, so Kamke, sei angesichts der demografischen Entwicklung die Gestaltung der Arbeit in den Betrieben und öffentlichen Verwaltungen.

Wie kann die Arbeitsfähigkeit bzw. Arbeitsbewältigung  auch in Zeiten des Arbeitskräftemangels aus Sicht der Betriebe und öffentlichen Verwaltungen sichergestellt werden? Eine gute Arbeitsfähigkeit nach Professor Juhani Ilmarinen vom finnischen Institut für Arbeitsmedizin bedeutet, dass die Menschen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen die gewünschte Arbeit gut leisten können. Konkret: Nur wenn die Anforderungen der Arbeit und die Ressourcen der Arbeitenden zusammen passen, kann die Arbeit auch gut ausgeführt werden. Neu am Konzept von Prof. Ilmarinen ist die Betonung der Wechselseitigkeit der Prozesse. Es geht sowohl um die Gesundheit, Kompetenzen und Werte der Arbeitenden als auch um ihre Arbeit und Arbeitsumgebung. Sein sogenanntes “Haus der Arbeitsfähigkeit” visualisiert das von ihm entwickelte Konzept, nach dem in Finnland die Arbeitsfähigkeit älterer Menschen bereits konsequent verbessert werden konnte.

Wie kann aber das Konzept von Ilmarinen in der Praxis aussehen? Kerstin Kiefer, Koordinatorin für Betriebliche Gesundheitsförderung der Kreisverwaltung Recklinghausen, gab Antworten. Sie hat  die Anfänge der Betrieblichen Gesundheitsförderung - als freiwillige Maßnahme des Arbeitgebers - miterlebt und ihre Umsetzung im öffentlichen Dienst vor vielen Jahren mit begleitet. "Angebote zur Bewegung und Entspannung wurden oft als „Nice-to-have“ Maßnahmen belächelt und weniger mit Personalentwicklungsmaßnahmen in Verbindung gebracht", sagte Kiefer in ihrem Impulsreferat. Die Änderung des Arbeitsschutzgesetzes mit restriktiveren Vorgaben und Anforderungen durch die Unfallversicherungsträger hätten die Betriebliche Gesundheitsförderung in das ganzheitliche, vom obersten Management getragene  Betriebliche Gesundheitsmanagement überführt: Zertifizierungen, Prämiensysteme und die Entwicklung von Standards hielten Einzug. Personal- und Organisationsentwicklung wären schließlich Partner im betrieblichen Gefüge geworden. "In Zeiten knapper Kassen und schwindender Ressourcen erhöht sich nun der Druck in den öffentlichen Verwaltungen und fordert Maßnahmen ein, um in Zukunft arbeits- und wettbewerbsfähig zu bleiben", betonte Kiefer und verwies in diesem Zusammenhang auf das zu bauende "Haus der Arbeitsfähigkeit" nach Prof. Ilmarinen. Das Haus besteht aus vier miteinander verbundenen Stockwerken, in denen die Bereiche Gesundheit, Kompetenz, Werte und Arbeit unabdingbar miteinander zu verknüpfen sind. "Das Eine gibt es nicht ohne die Anderen", so Kiefers Fazit, die Arbeit müsse sich nunmehr auch an den Menschen anpassen – nicht wie bisher immer nur umgekehrt. Eines der stärksten Bindeglieder zwischen den einzelnen Stockwerken, quasi das Treppenhaus, seien die Führungskräfte. Hier gelte es, diese in den immer vielfältiger gewordenen Führungsaufgaben zu unterstützen und sie ebenso mit allen Akteuren im Arbeits- und Gesundheitsschutz zu vernetzen.

Der Studiengang Sozial- und Gesundheitsmanagement ist ein Kooperationsstudiengang der Fachbereiche Soziale Arbeit & Gesundheit und Wirtschaft.