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Viele Schritte für nachhaltigen Schiffsverkehr

Vortrag der Hochschule an Bord der MS Ostfriesland

Waren- und Passagiertransporte auf See haben eine jahrhundertealte Tradition. Dabei standen lange Zeit ausschließlich Effizienz und Wirtschaftlichkeit an erster Stelle – die damit verbundene Umweltbelastung eher im Hintergrund. Mit zunehmender Diskussion über Klimaschutzmaßnahmen ist jedoch auch der kommerzielle Seeverkehr in den Fokus des Umdenkens gerückt. Welche Alternativen es heute gibt und in Zukunft geben kann, erläuterte Prof.-Ing. Freerk Meyer vom Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer am Mittwochabend an einem besonders passenden Ort – auf der MS Ostfriesland der Emder Reederei AG EMS.

Der Vortrag wurde im Rahmen des Jubiläumsjahres „50 Jahre Hochschule in Ostfriesland“ angeboten. Meyer, der seit 2010 am Maritimen Campus lehrt und zuvor zwanzig Jahre als Ingenieur bei den Emder Nordseewerken beschäftigt war, gab den Gästen an Bord zunächst einen Überblick zu den Aktivitäten der Hochschule im Bereich „Green Shipping“ – also nachhaltiger Seeschifffahrt – und erläuterte dann die Entwicklung der Kraftstoffversorgung von Schiffen. Der Professor vermittelt seine Praxiskenntnisse am Hochschulstandort in Leer unter anderem im Antriebslabor des Maritimen Technikums.

Bezüglich der Gestaltung des Antriebs von Schiffen spielen stets Größe und Ladekapazität eine entscheidende Rolle, je nachdem, ob diese als Transportmittel für Passagiere oder Handelsgüter, zu Forschungszwecken oder etwa im militärischen Bereich genutzt werden. Die meisten Schiffe werden noch heute mit Diesel betankt, da dieser Kraftstoff weltweit verfügbar ist und eine gute Energieleistung erbringt. Dennoch werden seit einigen Jahren vermehrt innovative Kombinationen bezüglich der Antriebssysteme genutzt, um den schädlichen CO2-Ausstoß zu verringern. Zudem entsteht bei der Herstellung von Dieselkraftstoff höchst umweltschädliches Schweröl als Abfallprodukt.

Das Umdenken zu klimafreundlicheren Lösungen in der Schifffahrt wird auch von gesetzlicher Seite unterstützt: So wurde die zulässige Maximalgrenze des Schwefelanteils in Kraftstoffen im Jahr 2020 deutlich verringert – von 3,5 auf 0,5 Prozent. Noch strenger ist dies in den so genannten „Emission Controlled Areas“ geregelt, zu denen beispielsweise auch Europa zählt. Die AG EMS hat vor einigen Jahren einen mutigen Schritt gewagt und die MS Ostfriesland als erstes Schiff unter deutscher Flagge auf den Betrieb mit LNG umgerüstet. Im Einsatz ist dort jetzt ein so genannter Dual-Fuel-Motor, der einen gas-elektrischen Antrieb ermöglicht, in Krisenzeiten aber auch auf den Betrieb mit schwefelarmem Diesel umgestellt werden kann. Fleet-Manager Claus Hirsch erläuterte den Gästen dies im Anschluss des Vortrags bei einer exklusiven Führung durch den Maschinenraum.

Wie Meyer erläuterte, werden neben LNG, also Flüssiggas, auch Alternativen wie Methanol, Wasserstoff oder Ammoniak erforscht und bereits genutzt. Derzeit, dies betonte der Professor, gebe es jedoch noch keine ideale Lösung für einen wirklich umweltfreundlichen Betrieb für die große Anzahl der weltweit operierenden Seeschiffe. Neben dem Kostenfaktor müssten viele weitere Kriterien wie die weltweite Verfügbarkeit, Lagerung, Sicherheit oder die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben erfüllt sein. „Daher ist es wichtig, den Weg zu einer grüneren Schifffahrt mit vielen kleinen Schritten zu gehen“, so Meyer. Dabei spielten nicht nur die Wahl des Kraftstoffs, sondern auch die Verringerung des Energiebedarfs, etwa durch den Einsatz von Windzusatzantrieben, effiziente Antriebssysteme und die Abgasreinigung eine entscheidende Rolle im Gesamtpaket.

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