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Von mutigen Gestalterinnen - damals und heute

Hochschule und Johannes a Lasco Bibliothek hatten zu Vorträgen eingeladen

Wie Frauen mit innovativen Ideen und mutigen Entscheidungen ihre Epoche in der Vergangenheit geprägt haben und dies auch heute tun können, ist bei einer Veranstaltung am vergangenen Donnerstag in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek gezeigt worden. Die Gleichstellungsstelle der Hochschule Emden/Leer hatte unter dem Titel „Starke Frauen gestalten ihr Jahrhundert“ zu zwei Vorträgen mit anschließender Diskussion eingeladen.

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Kęstutis Daugirdas, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek, und Hochschulpräsident Prof. Dr. Gerhard Kreutz, gab Dr. Edelgard Bulmahn, Mitglied im Hochschulrat und ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung, eine Einführung in den besonderen Abend. Sie betonte die Wichtigkeit von Veranstaltungen dieser Art in einer Zeit, in der die Welt durch Kriege, Klimakrise und einer wachsenden sozialen Kluft aus den Fugen geraten sei. Es brauche Mutige und Wagende, die sich den Herausforderungen der Gegenwart stellten, so Bulmahn.

So wie Antje Brons. Dr. Klaas-Dieter Voß, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Johannes a Lasco Bibliothek, nahm die rund 100 Besucherinnen und Besucher im Rahmen seines Vortrags über die prägende ostfriesische Persönlichkeit zunächst mit auf eine Reise in die Anfänge der Industrialisierung. Im Hinblick auf die aktuelle Ausstellung „Antje Brons und ihr Jahrhundert“ gab der Referent einen Einblick in das Leben der Emderin. Sie war weltweit vernetzt und eine der wichtigen Stimmen des mennonitischen Täufertums im 19. Jahrhundert. Außerdem setzte sie sich für verbesserte Bildungschancen von jungen Frauen ein. Dabei stellte Voß heraus, wie bedeutend gute Bildung für Frauen aller sozialer Schichten in Bezug auf ihre Entscheidungsfreiheit sei. 

Antje Brons bereiste die Welt, nahm am öffentlichen Leben teil, kommunizierte (auch schon per Telefon) und baute wichtige Netzwerke auf, in einer Zeit, in der Frauen eher die häusliche Tätigkeit zugeschrieben wurde. Ihre Schrift zur Geschichte der Mennoniten gab sie anonym mit dem Hinweis „von Frauenhand geschrieben“ heraus, um sich selbst keine Kompetenz anzumaßen und dennoch als Vorbild für andere zu dienen. Die Johannes a Lasco Bibliothek plant, eine digitale Edition der Briefe von Antje Brons zu veröffentlichen – dafür konnten Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewonnen werden.

Den Bogen zur Gegenwart schlug im Anschluss Prof. Dr. Anne Schweizer. Seit März bekleidet sie das neue Amt der Vizepräsidentin für Digitalisierung und Kommunikation an der Hochschule Emden/Leer. Digitalisierung, so Schweizer, beinhalte per Definition zunächst, dass Vorgänge verbessert würden. Dennoch müsse genau hingeschaut werden, wie digitale Werkzeuge und Neurungen optimal genutzt und wie man eine gesunde Distanz aufbaue, um der Technik nicht die Überhand im persönlichen Alltag zu gewähren. Die Professorin verwies in diesem Zusammenhang auf die starke Bindung an das eigene Smartphone. Einen kurzen Verweis in Richtung Vergangenheit gab Schweizer ebenfalls, indem sie Parallelen zwischen der Entwicklung der Radiotechnologie zur Zeit der Wirtschaftskrise mit den Prozessen der Digitalisierung in der heutigen Zeit aufzeigte. 

In der anschließenden Diskussion gab es viele Impulse, inwiefern sich Frauen in der heutigen Zeit besser einbringen, vernetzen und gefördert werden können. Wie Dr. Edelgard Bulmahn anmerkte, würden Fortschritte in der Gleichstellung von Männern und Frauen langsam sichtbar. Dennoch sind Frauen in den zentralen Bereichen wie der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz noch zu wenig vertreten. „Um die Leistungen von Frauen in dem kollektiven Gedächtnis einer Gesellschaft zu verankern, müssen gerade Bildungseinrichtungen für deren Sichtbarkeit sorgen“, betonte Jutta Dehoff-Zuch, Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Emden/Leer. Sie verwies auch auf ein neues Projekt, das sich mit Digitalisierung unter Gleichstellungs- und Genderaspekten an der Hochschule befassen wird.

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