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Zwischen Belastung und Begabung

Vortrag der Hochschule über ADHS im Landschaftsforum

ADHS ist ein Thema, das sowohl Familien als auch Fachkräfte aus dem sozialen Bereich zunehmend beschäftigt. Dies ist am Mittwochabend bei einer Vortragsveranstaltung in der Ostfriesischen Landschaft deutlich geworden. Prof. Dr. Sören Schmidt, Dekan des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule Emden/Leer und Professor für Psychologie in der Sozialen Arbeit, zeichnete den rund 90 Gästen in Aurich ein umfassendes Bild der psychischen Störung, das sich von der Historie des Begriffs über die Auswirkungen auf alle Altersgruppen bis hin zum Familienleben mit Betroffenen erstreckte. Etwa 20 Gäste hatten sich zudem online zugeschaltet.

Prof. Dr. Frauke Grittner, Leiterin des Regionalen Pädagogischen Zentrums (RPZ) der Ostfriesischen Landschaft, begrüßte die Teilnehmenden im Forum und gab einen kurzen Einblick in die Geschichte des Hauses. Dass die Hochschule als Bildungsträger anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums die Auricher als Gastgeber an einem besonderen Ort angefragt hatte, habe sie sehr gefreut, so Grittner. Das RPZ organisiert unter anderem die Fortbildung von Lehrkräften und schulischen Fachkräften und koordiniert den Aufbau von Netzwerken im Bildungsbereich.

Zu Beginn seines Vortrags präsentierte Referent Sören Schmidt verschiedene „Online-Fundstücke“ von Artikeln, die sich mit dem Thema ADHS befassten. Inhaltlich reichte das Wertungsspektrum von einer mit lebhaften Kindern überforderten Gesellschaft bis zur „Lüge der Pharmaindustrie“. Nicht von der Hand zu weisen sind nach Angaben des Professors allerdings Studien, die eine Überdiagnose aufzeigen. Insbesondere Jungen würden in der Regel schneller als auffällig wahrgenommen als Mädchen. Derzeit liegt bei vier bis fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen eine ADHS vor. Nur etwa ein Drittel davon sind Mädchen. Bei Erwachsenen sind etwa 3% von einer ADHS betroffen.

Zu den Kernsymptomen bei der Diagnosefindung zählte Schmidt die Kombination aus Aufmerksamkeitsproblemen, Impulsivität und starkem Bewegungsdrang. Er machte dabei deutlich, dass diese durchaus kindgerechten Verhaltensweisen diagnostisch erst dann relevant würden, wenn ein Schweregrad erreicht werde, der zu starkem Leidensdruck führe. Auch das Publikum ließ er an einem Wahrnehmungsbild teilhaben, indem er die Anwesenden einlud, per QR-Code eine Wortwolke mit eigenen Assoziationen zum Thema ADHS zu gestalten.

In vielen Fällen, so Schmidt, nehme Hyperaktivität mit zunehmendem Alter ab und wandle sich zu einer Form innerer Unruhe. Hinzu kämen häufig Gefühlsschwankungen, Probleme in der Alltagsorganisation und eine Intoleranz gegenüber alltäglichem Stress. Eine besonders herausfordernde Zeit sei in diesem Zusammenhang die Pubertät, wie auch ein betroffener Vater aus dem Publikum bestätigen konnte. Da die Lebensqualität von Familien oft stark durch die Krankheit beeinträchtigt sei, sei es umso wichtiger, in der ganzen Familie zu unterstützen, so der Professor, der vor seiner Zeit an der Hochschule unter anderem als Psychologe in einer psychologischen Kinderambulanz tätig war.

Neben aller aufgezeigter Belastung war es dem Referenten wiederum eine Herzensangelegenheit, auch die positiven Eigenschaften der Betroffenen aufzuzeigen. Auch an dieser Stelle ließ er die Gäste im Saal ihre Gedanken verschriftlichen, so dass eine Wortwolke mit Begriffen wie „Kreativität“, „unkonventionelles Denken“, „empathisch“, „musikalisch“ und vielen weiteren Stärken entstand. An diesen gelte es zu arbeiten, so Schmidt.

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