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Schiffsrecycling als Geschäftsmodell

Foto: H. Gramann, GSR-Services GmbH

Studierende untersuchen Potenzial der Branche für den deutschen Markt

Mit den Perspektiven und Problemen des Schiffsrecyclings in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten ein Projektteam der Hochschule Emden/Leer befasst. Insbesondere ging es dabei um die Frage, warum dieser Markt in Deutschland kaum existiert und welche Voraussetzungen nötig wären, damit dies ein rentables Geschäftsmodell darstellen könnte.

„Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Aus diesem Grund müssen Ziele verfolgt werden, um die Rohstoffe durch Recycling im eigenen Land zu halten“, so Prof. Dr. Michael Schlaak, der das Projekt gemeinsam mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin (?) Jessica Hechelmann am Institut für projektorientierte Lehre der Hochschule betreut. Exemplarisch sei dabei der Rohstoff Stahl zu erwähnen, der den größten Anteil beim Bau eines Schiffes ausmacht. Derzeit werde beobachtet, dass die Stahlpreise global steigen. „Ein Hinweis, verstärkt über das Schiffsrecycling nachzudenken“, so Staak.

Derzeit werden bis zu 80 Prozent der weltweit zu recycelnden Schiffe in den südasiatischen Ländern wie Bangladesch, Indien und China abgewrackt. In den meisten Fällen werden die Schiffe bei voller Fahrt auf den Strand gefahren (so genanntes „Beaching“), um diese vor Ort zu zerlegen. Diese Methode werde jedoch kritisch betrachtet, da die Arbeitsschutzrichtlinien und Umweltvorschriften in diesen Ländern nicht relevant seien, und die Löhne in diesen Ländern nicht mit denen in Europa verglichen werden könnten, so Schlaak. In Deutschland werden größere Schiffe nicht verschrottet; die Löhne dafür sind im Vergleich zu denen in den asiatischen Ländern sehr hoch, wie auch die Umweltauflagen für die Arbeiten und für die Entsorgung von Schadstoffen. Die Genehmigungen sind aufwendig und langwierig.

Seit 2013 gibt es eine Schiffsrecycling-Verordnung. Schiffe unter europäischer Flagge dürfen danach nur in solchen Werften verschrottet werden, die nach der Verordnung zertifiziert sind. In der EU gibt es rund 30 solcher Werften. „Viele Reeder flaggen die Schiffe jedoch rechtzeitig aus, um sie kostengünstiger in anderen Ländern zu verschrotten“, so Schlaak. Im Juli wurde das Honkong Abkommen von 17 Ländern verabschiedet. Es regelt insbesondere den Umgang mit Gefahrstoffen bei der Schiffsverschrottung. Verschrottungsanlagen können sich auch nach den Vorgaben des Honkong-Abkommens zertifizieren lassen.

Laut Schlaak gibt es Untersuchungen, die belegen, dass Schiffsrecycling in Europa möglich wäre. „In der EU sind ausreichend Kapazitäten vorhanden, denn die Werften arbeiten unter ihrer eigentlichen Kapazität“, gibt der Professor zu bedenken. Das Werftensterben könne verhindert werden, und das Know-how des Schiffbaus bliebe im Land. Zudem würde sich Neues Wissen für ein effektives Zurückbauen von Schiffen entwickeln.

Werften, so Schlaak, müssten sich aber darauf einstellen. Um ein Recycling von Schiffen zu vereinfachen sollte es schon bei der Planung mitberücksichtigt werden, etwa mit einer kompletten aller verwendeten und spezifizierten Komponenten.  Die Kosten für ein geordnetes Recycling müssten schon bei der Inbetriebnahme sichergestellt werden, als eine Art Pfand für ein späteres ordnungsgemäßes Recycling in einem EU Land.

Das Projektteam besteht aus den Studierenden: Julia Grüning, Sabiha Kaplantepe, Anna-Katharina Freymuth, Timo Böden und Dimitri Kroo.

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