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Meldung

"Wie eine Blume in der Wüste"

Video-Konferenz Studierender mit Jineolojî Fakultät in Nordsyrien

Ein dreitägiges Blockseminar zu „Jineolojî – eine neue Sozialwissenschaft aus der kurdischen Frauenbewegung“ an der Hochschule Emden fand am Sonnabend, 28. April, einen  besonderen Abschluss: Die neun Studierenden der Sozialen Arbeit haben über zwei Stunden via Skype im direkten Live-Kontakt mit zwei Vertreterinnen der Jineolojî Fakultät der Rojava Universität der Demokratischen Föderation Nordsyrien diskutiert.

Für einige Minuten konnte im Video-Gespräch der Austausch begonnen und später auch beendet werden. Dennoch musste die meiste Zeit leider auf den Chat zurück-gegriffen werden, da die Internetverbindung in Syrien zu schwach für das Telefongespräch war. „Dennoch waren alle hochmotiviert und konzentriert“, so Seminarleiterin Dr. Mechthild Exo.

Die Studierenden, sechs Frauen und drei Männer, hatten sich mit zwei Grundlagen-texten und verschiedenen Referatsthemen auf die drei Seminartage vorbereitet. So wurden die Geschichte der westlichen und der kurdischen Frauenbewegungen, die Kritik der bestehenden Sozialwissenschaften, die Grundideen und Anwendungsgebiete der Jineolojî, der Gesellschaftsvertrag und die Frauengesetze im selbstverwalteten Nordsyrien, das Frauendorf Jinwar sowie die Veränderung patriarchaler Beziehungsformen und gesellschaftlicher Geschlechterrollen, insbesondere auch der Männlichkeit, drei Tage lang viel diskutiert.

Jineolojî kann derzeit nicht verständlich gemacht werden ohne die politische Lage in Nordsyrien einzubeziehen. So wurde entgegen der Planungen schon zu Beginn der türkische militärische Angriff auf die Selbstverwaltungsregion und die Besatzung von Afrin, wo erst wenige Monate zuvor auch ein Jineolojî-Forschungszentrum eröffnet worden war, erörtert. Immer wieder fragten sich die Studierenden, wie eine so weitreichende Veränderung der Denk- und Lebensweisen, wie sie die Jineolojî entwickelt, sich angesichts der machtvoll entgegen stehenden Verhältnisse – nicht zuletzt auch aufgrund der Repressionen und Angriffe der Türkei und des IS, aber auch die Waffenlieferungen aus Deutschland – behaupten und verbreiten kann. So kam es kurz vor Beginn des Skype-Gespräches zu dieser Äußerung eines Studierenden: „Jineolojî ist wie eine Blume in der Wüste.“

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