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Soziale Nachteile mit Blick auf das Individuum bekämpfen

Fachtag an der Hochschule Emden/Leer lud zu Diskussion über das Bürgergeld ein

Mit der Einführung des so genannten Bürgergeldes, das zum Jahreswechsel das Hartz IV-Konzept abgelöst hat, sind einige Neuerungen verbunden, die Beziehenden mehr entgegenkommen sollen. Doch haben Politik und Vermittlungsstellen dabei wirklich das Individuum und wichtige Schwachstellen aus der Vergangenheit im Blick? Fragen wie diese wurden jetzt am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule Emden/Leer diskutiert.

Organisiert wurde das Symposium mit dem Titel „Woran scheitert effektive Politik zur Förderung Sozialer Kohäsion?“ von den Studierenden des dritten Semesters aus dem Masterstudiengang Soziale Kohäsion im Kontext von Sozialer Arbeit und Gesundheit, die zum Einstieg auch eine Einführung in den Begriff „Soziale Kohäsion“ gaben. Dahinter verbirgt sich das Bestreben einer Gesellschaft, soziale Ungleichheiten zu vermeiden und allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Als konkretes Beispiel hatten die Studierenden die Sicherung der Grundversorgung durch das neue Bürgergeld gewählt.

Einen Überblick zur historischen Entwicklung von Hartz IV zum Bürgergeld mit anschließender Diskussion gab Referent Eric Thode von der Bertelsmann-Stiftung, die das Ziel verfolgt, mit Projekten und Veranstaltungen Debatten zu wichtigen gesellschaftliche Themen anzustoßen. Vor rund einem Jahr belegte die Stiftung anhand einer Studie, dass viele Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen aufstocken müssen. Dem soll unter anderem mit der Erhöhung des Regelbedarfs entgegengewirkt werden, die mit der Reform verbunden ist. Zudem werden die Kosten der Unterkunft im ersten Jahr der Antragstellung vollständig übernommen.

Auch soll die Vermittlung in den Arbeitsmarkt besser auf die jeweiligen Voraussetzungen und Bedürfnisse der Arbeitssuchenden angepasst werden. „Dies ist ein ganz wichtiger Punkt“, betonte Caroline Biermann vom Projektteam. So hätten insbesondere Langzeitarbeitslose durch die wachsende Kluft zwischen den sich rasch wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes und ihrem Selbstwertgefühl oft mit psychischen Problemen, Ängsten oder Depressionen zu kämpfen – wichtige Faktoren, die es zu berücksichtigen gelte. „Es muss eine Vertrauensbasis gefördert und mehr an die individuellen Möglichkeiten angeknüpft werden“, so Biermann. Auch müssten Kinder stärker in den Blick gerückt werden, die beispielsweise durch Sanktionen, die ihren Eltern auferlegt werden, mit Benachteiligungen in ihrem sozialen Umfeld zu kämpfen hätten. Die Spannungen, die sich beispielsweise beim Aufeinandertreffen der Sichtweisen von politischen Akteuren und Leistungsbeziehenden ergeben, ließ das Organisationsteam am Nachmittag bei einem kleinen Planspiel lebendig werden, das in einer angeregten Diskussion mit den Teilnehmenden aus unterschiedlichen Studiengängen und Lehrenden des Fachbereichs mündete.

„Grundsätzlich kann das Bürgergeld als eine positive Entwicklung angesehen werden“, fasste Caroline Biermann das Meinungsbild des Fachtags zusammen. Dennoch sei die praktische Umsetzung ein Prozess mit regelmäßigem Anpassungsbedarf, in dem Wissenschaft und Praxis ein hoher Stellenwert als „Sprachrohr“ in Richtung der Politik eingeräumt werden müsse.

 

Das Organisationsteam des Fachtags (Studierende):

Alena Dahle, Caroline Biermann, Clara Meyjohann, Cornelia Kuzeev, Dana Kampen, Dana von Holten, Dania Kemmerling-Karim, Dirk Wilken, Lennart Hesse, Nathalie Grunenberg, Neele Engelbarth, Patricia Starke, Pia Hoffmann, Sarah Wilts, Susanne Hübl und Tjale Sepha Lenuweit.

Dozierende:

Prof. Dr. Sylke Bartmann, Prof. Dr. Carsten Müller, Prof. Dr. Knut Tielking und

Silke Jakobs (Studiengangskoordinatorin).

 

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