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Meldung

Gelungene Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis

Alternative wohn- und gesundheitsbezogene Versorgungsformen für ältere Menschen an der ‚Tjücher Mühle’ in Marienhafe.

Die Hochschule Emden/Leer und der Pflegedienst ‚ambulant helfen’ im Brookmerland arbeiten seit April 2013 im Rahmen einer dreijährigen Forschungskooperation zum Thema „Alternative Wohn- und gesundheitsbezogene Versorgungsformen für ältere Menschen“ zusammen. Das Wohnangebot rund um die Tjücher Mühle in Marienhafe, d. h. die Seniorenwohngemeinschaften und ‑apartments stehen hierbei im ersten Jahr der Forschungen im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit.

Die Bewohner/innen haben sich ebenso wie die Mitarbeiter/innen des ambulanten Pflegedienstes dazu bereit erklärt, im Zuge der im Projekt angewandten „partizipativen Evaluation“ gemeinsam mit der Hochschule Versorgungsfragen zu stellen, welche aus den demografisch-gesellschaftlichen Herausforderungen, insbesondere in ländlichen Regionen, resultieren. Die aus verschiedenen Perspektiven (u. a. Perspektiven der älteren Menschen, Perspektiven der Pflegekräfte) hervorgebrachten Ergebnisse sollen zu einer Weiterentwicklung gesellschaftsrelevanter Themen in der Versorgung älterer Menschen beitragen.

Das Projekt wird über Spendenzahlungen seitens der Inhaber von „ambulant helfen“, Dagmar und Michael Hentschel finanziert. Die wissenschaftliche Bearbeitung erfolgt durch Prof. Dr. Knut Tielking (Projektleitung, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit) und einem Studierendenteam um die wissenschaftliche Mitarbeiterin Meike Kittel

Seit 2011 konnten Studierende des Masterstudiengangs „Soziale Arbeit und Gesundheit im Kontext Sozialer Kohäsion“ mit dem Schwerpunkt „health promotion“ Exkursionen zum Forschungsfeld erfolgreich nutzen. Es fanden bereits drei Praxisbesuche dieser Art mit verschiedenen Studierendengruppen statt. Die Besuche haben schon früh zu wissenschaftlichen Ausarbeitungen (Hausarbeiten) durch Studierende geführt. Diese Möglichkeit eröffnete sich über die Kooperationsarbeit zwischen dem Ehepaar Hentschel und Knut Tielking, der auch als Beiratsmitglied der Sozialstation aktiv ist.

Das studentische Interesse im Forschungsfeld mitzuwirken hat sich inzwischen auf unterschiedliche Studiengänge des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit ausgeweitet. Damit einher geht eine Intensivierung des Hochschul-Praxistransfers. Mittlerweile wird auch die Option von Studierenden genutzt, als studentische/wissenschaftliche Hilfskraft am Projekt zu partizipieren. Zudem konnte ein berufsbezogenes Praktikum vermittelt werden und es werden Bachelor- und Masterarbeiten zu Themen des Forschungsfeldes geschrieben. Insgesamt heißt das bis heute, dass neben den Seminarbesuchen sechs Studierende über die Lehr- und Forschungsarbeit ihr Interesse vertiefen konnten. Der Vorteil liegt auf der Hand, da die Studierenden im Rahmen der Forschungskooperation die Möglichkeit bekommen, das Forschungsfeld vor Ort erleben zu können und zugleich durch einen direkten Austausch mit BewohnerInnen und MitarbeiterInnen praxisrelevante Erfahrungen sammeln können.

Mit Beginn des Projekts am 15.04.2013 brachte beispielsweise eine Masterstudentin einige Monate als wissenschaftliche Hilfskraft den Forschungsprozess durch Recherchearbeiten und wissenschaftliche Kurztexte voran. Darüber hinaus unterstützte fachbereichsübergreifend eine B.Sc.-Absolventin Medieninformatik des Fachbereichs Technik die wissenschaftliche Arbeit durch ihre spezifischen Fähigkeiten. Derzeit sind von den insgesamt sechs Studiengängen des Fachbereichs „Soziale Arbeit und Gesundheit“ drei Studiengänge durch Studierende des BA Soziale Arbeit, des BA Sozial- und Gesundheitsmanagement und des MA Soziale Arbeit und Gesundheit im Kontext Sozialer Kohäsion im Projekt vertreten.

Neben der wissenschaftlichen Mitarbeiterin, die ihre Masterarbeit thematisch zum Forschungsfeld ausrichtet und die Abschlussarbeit dieses Jahr abschließen wird, bearbeitet zeitgleich ein weiterer Masterstudent sein Forschungsprojekt im Rahmen der Wohngemeinschaften und Apartments. Weiterhin ist eine Studentin des Studiengangs Sozial- und Gesundheitsmanagement momentan ehrenamtlich im Feld tätig und wird zudem in diesem Sommer sowohl ein Praktikum bei ‚ambulant helfen’ als auch die Tätigkeit einer studentischen Hilfskraft aufnehmen. Es ist angedacht, dass ihre Abschlussarbeit ebenfalls im thematischen Zusammenhang zum Forschungsfeld stehen wird. Zudem wird zum 01.06.2014 eine weitere Studentin der Sozialen Arbeit als studentische Hilfskraft ihre Arbeit im Projekt aufnehmen.

In anderen öffentlichen Kontexten wurde die Forschungsarbeit im fachlichen Diskurs kürzlich auf zwei Veranstaltungen präsentiert und diskutiert. Zum einen auf Deutschlands größtem ‚Public Health’ Kongress ‚Armut und Gesundheit’, welcher am 13. und 14.03.2014 in Berlin stattfand, zum anderen im kommunalen Kontext auf der Fachtagung ‚Zwei Dörfer – ein Ziel’ am 14.05.2014 in Norden. Letzteres beinhaltete auch einen Austausch mit niederländischen Kolleginnen. Im thematischen Mittelpunkt des Symposiums standen die demografischen Herausforderungen der Altenhilfe in suburbanen Regionen, in dem speziell die Bedürfnislagen demenzerkrankter Menschen und Fragen der Lebensqualität den thematischen Schwerpunkt bildeten. Schon nach dem ersten Jahr der Forschungen zeigt sich damit, dass es zu einer gelungenen Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis gekommen ist, die in der verbleibenden Studienzeit bis 2016 weiter ausgebaut werden soll.