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Vom Museumsbesuch zur Mixed Reality-Karriere inspiriert

Prof. Dr. Thies Pfeiffer und Dr.-Ing. Jonas Blattgerste reisten gemeinsam zur Auszeichnung nach Bielefeld.

Dr.-Ing. Jonas Blattgerste für Doktorarbeit ausgezeichnet

 

Davon, dass Mixed Reality Technologien wie Virtual und Augmented Reality (VR & AR) die Zukunft sind, war Jonas Blattgerste schon früh überzeugt. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema und seine herausragende Kompetenz in jungen Jahren auf diesem Gebiet sind jetzt auch öffentlich gewürdigt worden: Der ehemalige Doktorand der Hochschule Emden/Leer ist am Montag für seine erfolgreich abgeschlossene Dissertation zur Gestaltung von Augmented Reality Trainingsanwendungen von der Universitätsgesellschaft Bielefeld (UGBi) ausgezeichnet worden.

Jonas Blattgerste hat in Bielefeld Kognitive Informatik und Intelligente Systeme studiert und kam nach seinem Abschluss im Jahr 2019 gemeinsam mit Prof. Dr. Thies Pfeiffer an die Hochschule Emden/Leer. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im Mixed Reality Labor von Prof. Pfeiffer war er unter anderem in das Projekt Heb@AR eingebunden. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gesundheit und der Ruhr-Universität Bochum Hebammen-Notfalltrainings entwickelt, curricular getestet und als frei zugängliche App veröffentlicht. Das Projekt wurde bereits 2022 mit dem AVRIL-Award für gelungene VR/AR-Szenarien und dem nextReality.Contest „Interactive Education“ Award ausgezeichnet.

Parallel dazu entwickelte Blattgerste im Rahmen seiner Dissertation ein Autorenwerkzeug, das Lehrenden und Medienpädagoginnen und -pädagogen einen Baukasten an die Hand gibt, um ohne Programmierkenntnisse selbst AR-Lerninhalte zu erstellen. Dieses Tool wurde bereits international von Promovierenden anderer Universitäten für Forschungszwecke genutzt und wird aktiv in der Lehre an der Hochschule Emden/Leer eingesetzt. Auch dieses Autorenwerkzeug ist Bestandteil seiner nun als herausragend bewerteten Dissertation an der Universität Bielefeld, welche von PD Dr. Sven Wachsmuth (Technische Fakultät, Universität Bielefeld) und Prof. Pfeiffer betreut wurde. Mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro verbunden.

„Das Großartige an Mixed Reality Technologien ist, dass man damit Lerninhalte erlebbar machen kann, die sonst nicht so einfach nachgestellt werden können, etwa, weil sie zu teuer sind, zu gefährlich sind oder in der Praxis nicht häufig genug auftreten“, so Blattgerste. Im Fall der Heb@AR-App war dies beispielsweise eine Schritt für Schritt-Anleitung bei einem Notfall-Kaiserschnitt oder der Reanimation eines Neugeborenen. „Augmented Reality hat großes didaktisches Potenzial und ich versuche andere zu befähigen dieses auch zu nutzen“, sagt er.

Seine Begeisterung für Informatik, künstliche Intelligenz und virtuelle Realitäten zündete bei Jonas Blattgerste schon im Kindesalter. Bei einem Besuch im Heinz-Nixdorf MuseumsForum in Paderborn entdeckte er den sprechenden Avatar Max, der ihn faszinierte. Dieser Eindruck gab sogar später den Ausschlag für die Wahl seines Studiums an der Universität Bielefeld, wie der aus Lippe stammende Informatiker heute sagt. Später verfolgte er die technologischen Entwicklungen im Bereich VR und AR während seines Studiums auch als nebenberuflicher Redakteur für technologische Entwicklungsthemen.

Aktuell arbeitet der 31-Jährige als leitender Entwickler bei der Raumtänzer GmbH in Bielefeld an industriellen Mixed Reality Trainings. Doch auch die Forschung lockt ihn nach wie vor. „Wir müssen das, was wir wissen, jetzt in die Praxis bringen“, ist er überzeugt. Gerade in diesem Zusammenhang habe er die Arbeit an der Hochschule als vorteilhaft erlebt. „Fachhochschulen sind einfach näher dran an der Implementierung und Anwendung dessen, was dort erforscht wird, das ist sehr spannend“, so Blattgerste.

Prof. Dr. Thies Pfeiffer freut die Auszeichnung seines ehemaligen Doktoranden ebenfalls sehr. „Ein toller Erfolg für Dr. Blattgerste und für uns, denn es zeigt auch, dass wir aus der Hochschule tolle Promotionen mit großer Sichtbarkeit hervorbringen können. Dies stärkt uns in der Diskussion um das Promotionsrecht für Hochschulen den Rücken.“

Insgesamt wurden im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität 14 herausragende Arbeiten zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten prämiert. Diese reichen nach Angaben der Universität von positiven Effekten von Unsicherheit über das Thema Kleinstkinderbetreuung bis Wechselwirkungen von Wasser mit geologisch bedeutsamen Mineraloberflächen und wurden alle mit der Bestnote „summa cum laude“ (hervorragende Leistung) bewertet. Die Doktorarbeit von Jonas Blattgerste wurde dabei als beste Promotion der Technischen Fakultät ausgezeichnet.