DE | EN

Article

Bürgerschaftliches Engagement für ein gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Ostfriesland

Festvortrag beim Damen Lions Club Friesische Freiheit.

Bei einer Feier des Damen Lions Club Friesische Freiheit im Airdrome in Emden hielt Prof. Dr. Martin Stummbaum von der Hochschule Emden/Leer den Festvortrag. Vor rund 150 anwesenden Lions Mitgliedern dankte Prof. Stummbaum dem Damen Lions Club Emden Friesische Freiheit für seinen caritativen Einsatz für die Region Ostfriesland und betonte die hohe Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements für das Gemeinwesen. Vor der konzeptionellen Hintergrundfolie der Förderung von Resilienz veranschaulichte der Professor aus dem Fachbereich „Soziale Arbeit und Gesundheit“ der Hochschule Emden/Leer die positiven Wirkungen bürgerschaftlichen Engagements für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen (in Ostfriesland).

Bürgerschaftliches Engagement wie es vom Damen Lions Club Emden Friesische Freiheit und vielen anderen Vereinen, Organisationen und Menschen in Ostfriesland geleistet wird, ist eine grundlegende Ressource zur Förderung der Resilienz(Widerstandsfähigkeit). Diese hilft Kindern und Jugendlichen Schwierigkeiten im Aufwachsen zu bewältigen. Verschiedene Studien haben belegt, dass Kinder und Jugendliche, die Zugang zu Resilienz förderlichen Ressourcen hatten, schwierige Lebenssituationen besser bewältigten.

Neben einem bürgerschaftlich engagierten Gemeinwesen kann vor allem ein Bildungssystem ein Resilienz förderliches Aufwachsen unterstützten, welches sich der Programmatik einer inklusiven Bildung verpflichtet. Inklusive Bildung bedeutet in Anlehnung an die Salamanca-Erklärung (1994) der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), dass Kinder und Jugendliche unabhängig etwa von ethnischen, ökonomischen und sozialen Unterschieden oder besonderen Förderbedarfen einen Anspruch auf eine gemeinsame und bestmögliche Bildung haben.

Damit ein Resilienz förderliches Aufwachsen gerade für Kinder und Jugendliche in benachteiligten Lebenslagen bzw. mit besonderen Förderbedarfen eine Nachhaltigkeit entwickeln und in ein gelingendes Erwachsenenleben einmünden kann, bedarf es einer gerechten Gesellschaft als grundlegende Voraussetzung. Die derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse sind in Deutschland allerdings für Kinder und Jugendliche nicht chancengerecht und vielfach benachteiligend wie etwa der jüngste Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes belegt. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, kommt in einer Zusammenfassung dieses Berichts zu dem mahnenden Resümee: „Deutschland kann es sich langfristig nicht leisten, ganze Gruppen von Schülerinnen und Schülern am Bildungserfolg nicht chancengerecht teilhaben zu lassen. Gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung braucht Deutschland jeden qualifizierten Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung, Geschlecht, Behinderung, aber auch sozialer Herkunft “.

Unter Bezugnahme auf den aktuellen Bericht der Antidiskriminierungsstelle hob Prof. Stummbaum in seinem Festvortrag hervor, dass sich Diskriminierungen heutzutage oftmals nicht in persönlichen Abwertungen äußern, sondern in strukturellen Benachteiligungen. Als Beispiel führte er die unterschiedliche Absicherung eines erhöhten Risikos des Arbeitsplatzverlustes an. Während bei Vorstands- und Geschäftsführungsmitgliedern dieses erhöhte Risiko im Zuge des „Goldenen Handschlags“ im Allgemeinen gut abgesichert wird, erhalten die von diesem Risiko ebenfalls betroffenen Zeitarbeitskräfte in der Regel keinen entsprechenden Risikoausgleich.

Prof. Stummbaum beendete seinen Festvortrag mit dem Resümee, dass bürgerschaftliches Engagement ein unverzichtbarer Beitrag für ein die Resilienz von Kindern und Jugendlichen förderliches Gemeinwesen ist. Beschränkt sich bürgerschaftliches Engagement allerdings ausschließlich auf den caritativen Einsatz, so läuft es Gefahr, wie der Gemeindepsychologe Prof. Heiner Keupp formuliert, zur zierenden Petersilie am Tellerrand der Politik zu werden.

Um Kindern und Jugendlichen auch in schwierigen Lebenslagen und mit besonderen Förderbedarfen ein resilientes Aufwachsen mit  gerechten Lebensperspektiven nachhaltig zu eröffnen, bedarf es deshalb eines Bürgerschaftlichen Engagements, welches sich neben caritativen Taten auch einmischt und beteiligt, um gesellschaftliche Ungerechtigkeiten abzubauen und um sozialen Diskriminierungen entgegenzuwirken.