Projekt „PHA-Biobinder" zeigt Alternativen für Lack- und Farbindustrie auf
Quelle: Bio Cooperative
Das PHA-Biobinder-Projekt, ein Teil der durch Interreg geförderten EMPHATI-Initiative (Ecofriendly Materials from PHA Tuned for Injection Moulding), hat kürzlich eine Finanzierung erhalten, um umweltfreundliche Innovationen in der Beschichtungsindustrie voranzutreiben. Dieses einjährige Projekt zielt darauf ab, nachhaltige Polyhydroxyalkanoat (PHA)-basierte Bindemittel zu entwickeln, die frei von Mikroplastik sind, und bringt die Farbindustrie einen Schritt näher an umweltverträgliche Lösungen.
Prof. Dr. Mark Rüsch gen. Klaas von der Hochschule Emden/Leer, einer der Arbeitsgruppenleiter des Projekts, betont, dass diese erste Phase zwar noch nicht zu einem marktreifen Produkt führen mag, aber einen klaren Weg zur Kommerzialisierung ebnen soll. „Wir wollen einen Proof of Concept erreichen und einen Weg zu einem realisierbaren Produkt aufzeigen“, sagt Rüsch.
Wichtige Ziele
Das Projekt konzentriert sich auf Polyhydroxyalkanoaat (PHA)-Derivate – Biopolymere, die durch Fermentation produziert werden und als kostengünstige, nachhaltige Alternativen für die Farbindustrie vielversprechend sind. „PHAs werden bereits in Sektoren wie der Medizin eingesetzt, aber der Umfang ist begrenzt und die Kosten sind hoch“, erklärt Prof. Dr. Mark Rüsch gen. Klaas. „Sie könnten jedoch ideal für Farben sein, wo Kosten und Nachhaltigkeit gut miteinander ausbalanciert werden können.“
Ein zentrales Ziel ist es, petrochemisch basierte Bindemittel, die Mikroplastik freisetzen, durch biobasierte Bindemittel zu ersetzen, die sich natürlich abbauen. „Wir wollen eine Farbe schaffen, die während der Anwendung stabil bleibt, aber sich mit der Zeit sicher abbaut – ein schwieriges, aber essentielles Gleichgewicht für die Nachhaltigkeit“, sagt Rüsch.
Zusammenarbeit und grenzüberschreitende Partnerschaft
Das Projekt vereint drei Hauptpartner: Die Hochschule Emden/Leer, die Hanze Hochschule für angewandte Wissenschaften und das Unternehmen Wydo NBD, beide ansässig auf dem Campus Groningen. Die Hochschule Emden-Leer, unter der Leitung von Rüsch, ist für die Polymermodifikation und die analytischen Aspekte zuständig.
Die Hanze Hochschule, unter der Leitung von Janneke Krooneman, Professorin für Biokonversion und Fermentationstechnologie, führt die mikrobiologischen Forschungen durch und produziert via Fermentation PHAs. Krooneman erklärt: „Wir wollen natürliche Fermentation nutzen, um PHAs zu produzieren, die nur minimale Modifikationen benötigen, was den Prozess effizienter und nachhaltiger macht. Dies ist entscheidend für die Entwicklung eines echten biobasierten Bindemittels für Beschichtungen.“
Wydo NBD, unter der Leitung von Ron Hulst, konzentriert sich darauf, die entwickelten Bindemittel in praktischen Anwendungen zu testen und ihre Leistung in verschiedenen Beschichtungsumgebungen zu bewerten. Hulst fügt hinzu: „Seit der Gründung von Wydo im Jahr 2016 haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Lücke zwischen Forschung und marktfähigen Produkten zu schließen und umweltfreundliche Lösungen nicht nur der Farbindustrie, sondern auch der breiteren Fertigungsindustrie zugänglich zu machen.“
Optimierung der Produktionsketten
Die Vision hinter Biobinder ist es, Produktionsketten zu optimieren, sowohl in Bezug auf Effizienz als auch Nachhaltigkeit. Rüsch erklärt: „Nach Jahren der Erfahrung mit biobasierten Produkten habe ich erkannt, wie wichtig es ist, den Weg vom Rohmaterial zum Endprodukt zu verkürzen. Dieses Projekt passt perfekt in diese Vision.“
Wenn es erfolgreich ist, hoffen die Partner, die Entwicklung biobasierter Farblösungen fortzusetzen und letztlich eine realisierbare, nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Farben auf den Markt zu bringen.
Über EMPHATI
Im EMPHATI-Projekt, das durch eine Interreg-Förderung ermöglicht wurde, arbeiten niederländische und deutsche Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen gemeinsam an der Entwicklung neuer nachhaltiger und umweltfreundlicher Produkte auf Basis von PHA (Polyhydroxyalkanoaten). PHAs sind natürliche Kunststoffe, die biologisch abbaubar sind und somit eine vielversprechende und nachhaltige Alternative zu fossilen Kunststoffen darstellen. Als Partner überbrückt die BIO Cooperative die Lücke zur breiteren Kunststoffverarbeitungsindustrie im Nordosten der Niederlande und bietet Finanzierungsmöglichkeiten für Innovatoren im Bereich PHA.
Die Projektpartner im EMPHATI-Projekt sind: 3N Kompetenzzentrum e.V., Ecoras, bekuplast GmbH, TKT Kunststoff-Technik GmbH, H&P Moulding Emmen B.V., IST Ficotex e.K., Hochschule Bremen, NHL Stenden, BINDER 3D B.V., Avans Hogeschool, Hanze Groningen und Netzwerk Oberfläche NRW e.V. Weitere Informationen über EMPHATI finden Sie auf den Websites der BIO Cooperative und Interreg. [links https://biocooperative.nl/en/project/emphati/ und https://deutschland-nederland.eu/nl/projects/emphati/
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