Projekte der Hochschule unterstützen auf internationalem Gebiet
Wenn sich in einem von Armut geprägten afrikanischen Dorf plötzlich ganze Schulklassen mit Jungen und Mädchen in Ostfriesland via Tablet austauschen und ihren Bildungshorizont erweitern können. Wenn ein Solarboot auf dem Lake Bunyonyi in Uganda eine Option für den sicheren Schultransport wird, kleine Biogasanlagen den Alltag der Dorfbewohner in einer ländlichen Siedlung Ghanas erleichtern sollen oder ein umweltfreundlicher Frachtsegler perspektivisch die Versorgung der Menschen auf den Marshallinseln unterstützt – dann ist dies auf die kreative Leistung engagierter Teams an der Hochschule Emden/Leer zurückzuführen. „Nachhaltige Projekte anzugehen und auch auf internationaler Ebene zu realisieren, hat bei uns mittlerweile schon Tradition“, sagt Michael Schlaak.
Für den Professor aus dem Fachbereich Technik der Hochschule ist genau das eine Herzensangelegenheit. So kennt er sich als habilitierter Chemiker nicht nur mit Umweltthemen und nachhaltigen Technologien gut aus. Er wirkt auch nach vielen Jahren noch als Motor für die Umsetzung inspirierender Ideen. Ideen, die oft von jungen Menschen aus der Hochschule kommen.
So setzte sich im Jahr 2019 eine beherzte Gruppe aus drei Studierenden, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter und dem Emder Lehrer Jörg Nagels in den Flieger nach Gambia, um sich für ihr geplantes Kooperationsprojekt ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Das Ziel: Auf den Dächern der Grund- und der weiterführenden Schule in Sukuta sollen Photovoltaik-Panels installiert werden, um die dortigen Schulrechner verlässlich mit Strom zu versorgen. Den Kontakt zur Upper School hatte Nagels, der an der Fairtrade-Grundschule Cirksena in Emden unterrichtete, über den Verein Sukuta Moormerland hergestellt.
Heute ist die PV-Anlage in Betrieb, die alten Rechner wurden durch neue Tablets ausgetauscht und die Upper School hat eine moderne Bibliothek und einen Veranstaltungsraum bekommen. Finanziell gab es dafür Unterstützung von der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, über den Verein NEOW (nachhaltige Entwicklung in Ostfriesland und der Welt), durch private Spender sowie die Evangelisch-Reformierte Kirche, wie Schlaak berichtet.
Beim Solarbootprojekt für Uganda mit dem Titel „Musana Ferry“ – Musana heißt Sonne – ist es ebenfalls nicht bei der bloßen Idee geblieben. Die ehemaligen Studierenden, die auch im Solarboot Team der Hochschule aktiv waren, sind mittlerweile über die Republik verstreut – aber über das Projekt noch immer verbunden. Sie wollen eine sichere und nachhaltige Lösung für die Kinder und Jugendlichen schaffen, die den Bunyonyi-See im Südwesten Ugandas bisher in Holz-Kanus überqueren, um zu ihrer Schule, die auf einer Insel gelegen ist, zu erreichen. „Wir haben das elektrische System für das Solarboot bei unseren Treffen in Kiel zusammengebaut und getestet“, so Anneke Schleusener vom Projektteam. In den kommenden Wochen soll ein Container beschafft werden, um die technische Ausstattung für die Katamaran-Fähre, deren Rümpfe zurzeit bei einer Werft in Uganda gebaut wurden, nach Uganda zu transportieren.
Ebenfalls noch im Uganda-Projekt eingebunden, hat der Emder Maschinenbau-Absolvent Henrik Richter-Alten eine weitere Idee realisiert: mit Bewohnern der Marshallinseln baut er vor Ort Kanus und gibt Schulungen für die Fahrten damit. Damit lässt er eine alte Tradition wiederaufleben – mit Booten, die gleichzeitig so flexibel und robust sind, dass sie eine lange Lebensdauer haben werden. Kurs auf diese Inselgruppe nimmt zudem gerade die „Juren AE“, der auf einer koreanischen Werft gebaute und an der Hochschule konzipierte Frachtsegler für die Versorgung der Inselbewohner. An Bord des Schiffs ist der Gewinner des diesjährigen Emder Nachhaltigkeitspreises der Stadtwerke, Michel Grüther, der sich in seiner Bachelorarbeit mit der Integration eines speziellen Segelsystems und eines Flettner-Rotors auf dem ebenfalls an der Hochschule entwickelten Green Water Taxi befasst hat.
Und die Ideen gehen nicht aus. Derzeit gibt es Pläne, ein Konzept von Studierenden aus dem Fachbereich Wirtschaft umzusetzen, das Biogasanlagen im kleinen Maßstab für die Haushaltsversorgung auf dem Land in Ghana vorsieht. Michael Schlaak freut das sehr – und so lange wie möglich möchte er diese Projekte auch noch begleiten. „Dieses Engagement hat Vorbildcharakter für die kommenden Generationen an unserer Hochschule – und es ist toll, wenn aus Ideen Wirklichkeit wird“, so der Professor.
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