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Offshore-Stammtisch am Maritimen Campus

Branchenvertreter trafen sich am Hochschulstandort Leer

Mehr als zwei Jahre ist es her, dass die Hochschule Emden/Leer und die IHK für Ostfriesland und Papenburg zuletzt zum beliebten Offshore Stammtisch einluden. Im Januar war es dann endlich wieder soweit: Im Maritimen Technikum am Hochschulstandort Leer begrüßte Präsident Prof. Dr. Gerhard Kreutz rund 80 Teilnehmende. Nach häufigen Nachfragen in den vergangenen Monaten habe man sich gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer dazu entschieden, den Offshore Stammtisch wieder aufleben zu lassen.

Ihren Ursprung hat die Veranstaltung im Jahr 2010, als erstmalig die Offshore Tage stattfanden, die einen gleichnamigen Stammtisch zur Folge hatten. Rechnete man ursprünglich mit 30 bis 40 Besucher:innen, waren es bei den meisten Stammtisch-Treffen mehr als 100 Gäste. Wie auch vor der Corona-Pause soll der Offshore-Stammtisch erneut an verschiedenen Standorten stattfinden.

Im Januar machte der Maritime Campus Leer den Anfang. Knapp zehn Millionen Euro investierte die Hochschule Emden/Leer hier in der Vergangenheit. Laut Kreutz sei dies ein „klares Bekenntnis zum Standort Leer“. In seiner Begrüßungsansprache betonte er zudem die hohe Relevanz des Themas Offshore.

Im Anschluss hatten Dr. Stephan Kotzur und Prof. Dr. Marcus Bentin (Dekan des Fachbereichs Seefahrt und Maritime Wissenschaften) die Gelegenheit, ihr Projekt DecomTools vorzustellen. Das mit 13 internationalen Partner:innen umgesetzte Projekt widmet sich dem Rückbau von Windkraftanlagen im Offshore-Bereich. Die meisten derzeit aktiven Windkraftanlagen auf hoher See haben eine Lizenz für maximal 25 Jahre, ehe ein Rückbau erforderlich wird. DecomTools widmet sich dabei den logistischen Herausforderungen rund um die Stilllegung solcher Anlagen und mögliche Recycling-Optionen.

Kotzur und Bentin stellten in ihren Kurzvorträgen einzelne Aspekte des DecomTools-Projekt vor, berichteten über die bisher erzielten Ergebnisse und präsentierten einzelne Simulationen, die für das Projekt von Bedeutung sind. Ein Ergebnis war beispielsweise die Reduzierung der CO2-Emissionen für die Stilllegung der relevanten Aktivitäten sowie Transporte, wie Jan Schneider aus dem Projektteam mitteilte. Allerdings seien die Details für jeden Windpark unterschiedlich.

Zudem konnten auf technischer Seite für den Abbau der Anlagen verschiedene öko-innovative Konzepte, Lösungen und Werkzeuge entstehen; auf dem Markt gibt es jedoch bereits Lösungen, sodass der Bedarf auf technischer Seite in Zukunft geringer ausfallen dürfte. Schneider hält es jedoch für sinnvoll, „neue Schiffe mit alternativen und zukunftsweisenden Antrieben einzusetzen“, damit hierdurch weiterhin CO2 eingespart werden könne. Das sei gleichermaßen aus technischer und logistischer Sicht ratsam. Für die Zukunft braucht es in erster Linie entsprechende Fachkräfte, die dafür qualifiziert sind, die Offshore-Windlanlagen stillzulegen. Ebenso braucht es Erweiterungen bei der Infrastruktur in den entsprechenden Häfen.

Mit Hilfe der durch das Projekt DECOM Tools entwickelten Virtual-Reality-Modelle und der E-Learning-Module ist es möglich, Personal zu qualifizieren, das auch weiterhin an der Hochschule zur Verfügung steht. Laut Schneider braucht es für die Zukunft außerdem noch weiterer Forschung für das Recycling der jeweiligen Komponenten. Vor allem bei den Verbundwerkstoffen in den Rotorblättern gibt es noch Handlungsbedarf, da noch keine effizienten Lösungen zur Verfügung stehen.

Anschließend ging es zum kulinarischen Teil der Neuauflage des Offshore-Stammtisches über. Im Maritimen Technikum warteten unter anderem Labskaus, Fisch und Getränke auf die Teilnehmenden. Dazu gab es die Möglichkeit, sich mit Hilfe von VR-Brillen einen Eindruck über das Projekt DecomTools zu verschaffen und beispielsweise zu versuchen, sich in der virtuellen Realität auf einem Schiff, dem Decom Tools Vessel, zu bewegen.

Weiterhin gab es die Gelegenheit, das Maritime Technikum mitsamt aktueller Projekte zu besichtigen.