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Mitten im Leben statt nur am Schreibtisch

Hanna Weber erhielt Praxispreis für ihre Bachelorarbeit

Ein reiner Bürojob? Nichts für Hanna Weber! Mit Menschen zusammenarbeiten, Ideen entwickeln, gemeinsam etwas Neues anpacken, helfen – das ist das Ding der 30-Jährigen, die an der Hochschule Emden/Leer Soziale Arbeit studiert hat. Dies wurde zum Abschluss ihres Studiums auch entsprechend gewürdigt: Weber wurde mit dem Praxispreis der Hochschule für ihre Bachelorarbeit ausgezeichnet.

In ihrer Abschlussarbeit ging es – natürlich - auch um etwas Praktisches: Wie unterscheiden sich Rituale bei Alleinerziehenden von Familien mit zwei Elternteilen? „Rituale haben mich schon immer fasziniert, in meiner Kindheit, aber auch heute mit meinen eigenen Kindern“, erzählt die 30-Jährige, die derzeit ihr Anerkennungsjahr als Sozialarbeiterin beim Jugendamt in Aurich absolviert. Auch während des Studiums setzte sie sich mit diesem Thema auseinander, anhand von Fachliteratur, aber auch in einem Kunstprojekt. Zu den typischen Ritualen zählt Weber etwa die gemeinsamen Mahlzeiten und Abschiedsrituale wie etwa die Art der Verabschiedung zur Schule

Vor zwei Jahren gründete Weber die „Mädchengruppe“ während ihres Praxisprojekts in der Gemeinde Ihlow. Mädchen im Alter von zehn bis zwölf Jahren trafen sich dort einmal in der Woche mit der angehenden Sozialarbeiterin, um über Themen wie Cybermobbing oder Sexualität zu sprechen, aber auch, um gemeinsam zu kochen oder zu basteln. Der Landkreis Aurich zeichnete diese und zwei weitere Initiativen damals unter dem Motto „bewegte Jugend“ aus.

Nachdem sie gemeinsam mit ihrer Erstprüferin, Prof. Dr. Birgit Griese vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, einen Fragebogen entwickelt hatte, fand Hanna Weber im fünften Jahrgang der Realschule Aurich rund 60 geeignete Probanden, die ihrer Abschlussarbeit ein Gesicht geben würden. Und sie erhielt überraschende Ergebnisse: „Ich hätte zum Beispiel immer gedacht, dass Familien mit beiden Elternteilen mehr Rituale pflegen würden als Alleinerziehende – dabei war das bei meiner Umfrage genau andersherum“, so Weber. Auch konnte sie feststellen, dass die Digitalisierung auch bei den gemeinsamen Aktivitäten von Familien bereits Einzug gehalten hat. So gibt es auch weiterhin bei vielen Familien das abendliche Vorlesen oder Spielabende, doch wurde in vielen Fällen das klassische Brett- vom Videospiel abgelöst, und bei der Gute-Nacht-Geschichte kam mitunter auch der internetbasierte Lautsprecher „Alexa“ zum Einsatz. Traurig habe sie gestimmt, dass Rituale in Pflegefamilien laut ihrer Umfrage an der Schule eher selten zum Einsatz kämen. „Diese Ergebnisse sind für die Forschung wichtig und interessant“, so Zweitprüferin Silvia Veentjer.

„Wir haben Frau Weber als überaus fleißige und engagierte Studentin kennengelernt, die das wissenschaftliche Arbeiten meistert - von den Arbeitstechniken bis zum Bereich Forschung“, so Prof. Dr. Birgit Griese. Der mit 500 Euro dotierte Praxispreis, der bei der Absolventenfeier des Fachbereichs von Dietmar Kluin, Vorstandsvorsitzender des Leinerstifts Großefehn, verliehen wurde, war für Hanna Weber eine große Überraschung. „Das ist bei uns immer eine ganz spannende Sache“, so Veentjer. Das Geld wird Hanna Weber in diesem Jahr auf jeden Fall für ein ganz besonderes, aber privates Projekt anlegen: Ihre Hochzeitsfeier.

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