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Umweltminister sieht Wasserstoff als Chance

Olaf Lies informierte sich über HPEM2Gas

Ein kurzer Besuch mit einer deutlichen Botschaft: Wasserstoff, so Olaf Lies, kann eine wichtige Rolle dabei spielen, die Energiewende zu meistern – im Zusammenspiel mit anderen regenerativen Energieträgern und unter der Bedingung, dass auch die Produktion großer Mengen als wirtschaftlich sinnvoll herausstellt. Der niedersächsische Umweltminister war am Montag an der Hochschule Emden/Leer zu Gast, um sich dort und im Emder Hafen über das 2,5 Millionen-Projekt HPEM2Gas (High Performance PEM Electrolyzer for Cost-effective Grid Balancing Applications) zu informieren.

Hinter dem Projekt, an dem neben der Hochschule und den Emder Stadtwerken auch ein internationales Konsortium beteiligt ist, steckt die Idee, überschüssigen Windstrom zu speichern. Dafür wird nach dem bereits seit einigen Jahren bekannten „Power-to-Gas“-Prinzip Wasser unter Energiezufuhr in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird – die so genannte „Elektrolyse“. Das Wasserstoffgas kann nun ins Gasnetz eingespeist und bei Bedarf später wieder in Strom umgewandelt werden. Im Falle des HPEM2Gas-Projekts geschieht dies mittlerweile seit etwa einem halben Jahr: Der an der Pfälzer Straße nahe des Emder Borkumanlegers aufgestellte Prototyp eines Elektrolyseurs erzeugt täglich etwa 80 Kilogramm Wasserstoff, die direkt ins Gas- und Stromnetz der SWE fließen.

Interessant, so Lies, werde es, wenn es daran ginge, in größeren Dimensionen zu planen. Sprich: Um das Vertrauen in die neuartige Technologie zu untermauern, braucht es Zahlen, die die Verantwortlichen dazu ermutigen, größere Anlagen in Auftrag zu geben. Momentan entspricht die tägliche Wasserstoffproduktion des Emder Prototypen etwa acht Tankfüllungen, wie Alexander Flat, ehemals Studierender der Hochschule und Mitarbeiter der Stadtwerke, erläuterte. Wie Gunnar Kielmann, technischer Leiter der Stadtwerke, betonte, sei die Wirtschaftlichkeitsprüfung der Anlage neben der technischen Analyse ein wichtiger Bestandteil des Projekts. Um wirklich verlässliche Daten zu bekommen, würden die unterschiedlichsten Szenarien in der Praxis durchgespielt. „Wir stressen die Anlage sozusagen – von Kaltstarts über längere Ruhephasen bis zu häufigem An- und Ausschalten“, so Kielmann. „Als Betreiber brauchen wir diese Informationen.“ Er sieht in der vermehrten Wasserstoffproduktion an der Küste nicht nur eine Chance für die Region – auch für die Einspeisung ins Ferngasnetz könne dies interessant werden. Dies unterstrich auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Gerhard Kreutz: „Mit unserer anwendungsorientierten Forschung treiben wir die nachhaltige Entwicklung der erneuerbaren Energien voran und zeigen alternative Möglichkeiten der Energieerzeugung und –speicherung auf. Dies insbesondere auch mit Blick auf die aktuelle Klimaschutzdebatte.“

Das Projekt HPEM2Gas läuft seit April 2016 und endet im September dieses Jahres.  Projektpartner sind neben der Hochschule Emden/Leer und den Stadtwerken Emden der Consiglio Nazionale delle Richerche (nationaler Forschungsrat, Italien), ITM Power (England), Solvay Speciality Polymers (Italien), IRD Fuel Cells (Dänemark) und Uniresearch BV (Niederlande).