News Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit

Kinder als Kunst-Erlebende in den Fokus gerückt

Hochschule stellte Forschungsergebnisse im Projekt „EBBiK“ vor

Wie nehmen Kinder Bilder der Kunst wahr? Mit dieser Frage hat sich ein Team der Hochschule Emden/Leer im Forschungsprojekt EBBiK (Entwicklung von Bildfähigkeit als Bildungsauftrag in der Kindheitspädagogik) befasst. Die Ergebnisse dessen, was in den vergangenen drei Jahren erarbeitet wurde, hat Prof. Dr. Fatma Herrmann vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit am Campus Emden in einem Vortrag präsentiert.

Umgesetzt wurde das Projekt im Rahmen der Förderlinie „Professorinnen für Niedersachsen“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur. Im Fokus stand die Bildrezeption von vier- bis fünfjährigen Kindern beim Betrachten von Kunstwerken. Dabei ging es nicht um das Produzieren eigener Bilder, sondern um die Frage, wie Kinder Bilder der Kunst deuten, erleben und mit ihrer Lebenswelt in Verbindung bringen.

Wie dies in der Praxis tatsächlich geschieht, wurde bei Besuchen in fünf Kindertageseinrichtungen in Berlin und Emden untersucht, die gezielt nach unterschiedlichen pädagogischen Konzepten ausgewählt wurden. Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Fatma Herrmann, der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Frauke Gerstenberg und Studierenden dokumentierte die Bildgespräche mit Videoaufnahmen und wertete sie anschließend mit qualitativen Forschungsmethoden aus.

Zwei Kunstwerke standen im Mittelpunkt der kindlichen Rezeption: „Opéra Batignol“ von Jean Dubuffet (1961) und „Schlafwandelnder Hahn“ von Jan Nieuwenhuys (1949). „In den Bildgesprächen haben die Kinder gemeinsam ganz offen und frei über ihre Eindrücke, Assoziationen und Gedanken gesprochen“, so Herrmann, die am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit die an der Hochschule mit dem Schwerpunkt „Kulturelle und ästhetische Bildung in der Sozialen Arbeit“ lehrt.

Die Ergebnisse zeigen: Kinder entwickeln beim Betrachten von Kunst vielfältige, eigenständige Rezeptionspraktiken – etwa über emotionales Reagieren, fantasievolles Erzählen oder forschendes Sehen. Fünf solcher typischen Zugänge konnten im Projekt rekonstruiert werden. „Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, den Bildungswert ästhetischer Erfahrungen in der frühen Kindheit besser zu verstehen und methodisch zugänglich zu machen“, so die Professorin. Ein besonderes Augenmerk lag zudem auf der ethischen Ausgestaltung des Forschungsprozesses. „Das Projekt orientierte sich am Prinzip der kindgerechten Forschung, in der Kinder als aktiv bedeutungskonstruierend Zielgruppe ernst genommen werden.“ Damit werde eine Forschungslücke zur Bildrezeption von Vorschulkindern geschlossen und zudem aufgezeigt, wie Kinder Kunst aktiv deuten. Im Hinblick auf die Forschung und Praxis bedeute dies neben Impulsen für eine kulturell-ästhetische Bildung eine Aufforderung, kindgerechte didaktische Konzepte weiterzuentwickeln.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die neuen Kunst- und Musikräume des Fachbereichs für Besucherinnen und Besucher geöffnet, die im Anschluss an den Vortrag bei Musik und Buffet ins Gespräch kamen.