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Meldung

Investitionen gegen das Ende der Arktis

Emder Vortrag mit Prof. Dr. Markus Rex zur Expedition „MOSAiC“

Mit fast allen Sinnen durften die Gäste der Emder Vorträge am Mittwochabend in der Johannes a Lasco Bibliothek (JAL) die Erlebnisse ihres Referenten Prof. Dr. Markus Rex nachvollziehen. Der bekannte Klimaforscher hatte im Jahr 2019 die größte Arktisexpedition aller Zeiten mit dem Forschungsschiff Polarstern geleitet und nutzte auf Einladung der Hochschule Emden/Leer die Gelegenheit, einen faszinierenden Einblick in diese Arbeit und zugleich die ernstzunehmende Faktenlage in Bezug auf den Klimawandel zu vermitteln.

Rex ixt Professor an der Universität Potsdam und leitet die Sektion Atmosphärenphysik des Alfred-Wegener-Instituts (AWI). Im September 2019 brach er gemeinsam mit rund 450 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 20 Nationen von Tromsø zum Nordpol auf, um dort anhand unterschiedlicher Messungen Rückschlüsse auf die Veränderungen des Lebensraums Arktis zu ziehen. Auch 20 internationale Studierende hatten die insgesamt einjährige Mission „MOSAiC“ eine Zeitlang begleitet.

Rex nahm die Besucherinnen und Besucher in der JAL mit auf eine ebenso faszinierende wie zum Teil auch beklemmende Reise, die geprägt war von durch die Polarnacht bedingte monatelange Finsternis, Schneestürme, Temperaturen bis rund 40 Grad unter dem Gefrierpunkt, neugierigen Eisbären und kurzzeitigen Versorgungsengpässen aufgrund der Corona-Pandemie. Stürme und das fast gespenstische Quietschen der sich bewegenden Eisplatten machte Rex durch kurze Video-Einspieler erlebbar, aber auch die Faszination und den Spaß, den die wissenschaftliche Crew an Bord und in der eigens aufgebauten „Forschungsstadt“ ausstrahlte.

Die Arktis, so Rex, könne als Epizentrum des Klimawandels betrachtet werden. Dramatisch habe sich das Klima in dieser Erdregion erwärmt, viermal schneller als in der restlichen Welt. Der Professor reist selbst seit Beginn der neunziger Jahre in dieses Gebiet und konnte seitdem eine deutliche Veränderung feststellen. Dort, wo er rund um Spitzbergen damals noch mit Skiern unterwegs war, befindet sich heute strömendes Wasser. Rex begründete dies unter anderem mit durch den Klimawandel bedingte Extremwetterlagen wie Hitze oder Starkregen, die den so genannten Jetstream, der die kalte Luft rund um den Nordpol normalerweise einschließt, instabil machen. So gibt es weniger Bereiche, die einfrieren. In den Sommermonaten sorgt dies für eine wachsende Fläche, die Wärme aufnimmt und entsprechend weniger Eisflächen im Winter – ein Kreislauf, der die Arktis schrumpfen lässt.

Doch noch sei es nicht zu spät, so der Professor, unabdingbar jedoch die einmütige Motivation von Wirtschaft und Politik, Klimaschutzmaßnahmen zu forcieren. In den kommenden Jahren seien Investitionen im Umfang von rund fünf Billionen Euro notwendig – und diese müssten aus der Privatwirtschaft kommen. „Der klimaschonende Weg muss wirtschaftlich erfolgreicher werden“, so Rex.

„Unser Ziel ist es, als Hochschule die gesellschaftliche Debatte anzuregen“, erklärte Prof. Dr. Gerhard Kreutz, Präsident der Hochschule Emden/Leer. Er betonte zudem, dass so genannte „alternative Fakten“ an dieser Stelle keinen Platz hätten und die Gesellschaft nicht voranbringen würden.

Im Anschluss an den Vortrag erhielten rund 60 Schülerinnen und Schüler aus Ostfriesland das Nachhaltigkeitszertifikat der Hochschule. Dafür hatten sie in den vergangenen Monaten Vorträge besucht und ihr Engagement im Bereich Nachhaltigkeit unter anderem in eigens umgesetzten Projekten nachgewiesen. „Wir möchten mit diesem Format gezielt auch junge Menschen ansprechen“, so Kreutz, der in diesem Zusammenhang auch den Initiator und ehemaligen Professor der Hochschule Dr. Eric Mührel in der Bibliothek begrüßte.