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Meldung

Rückenwind für den Wasserstoff

Alexander Malchus von der Geschäftsfeldentwicklung & Strategie bei der EWE HYDROGEN GmbH gab im Technikum der Hochschule einen Überblick zu den Plänen bezüglich des Elektrolyseurbaus in Emden und Einblicke in die europaweite Situation.

Vortragsveranstaltung von EWE Hydrogen GmbH und Hochschule

Warum Wasserstoff? Passend zur aktuell kontrovers geführten Debatte über den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland und der Region fanden sich am Mittwoch rund 70 Vortragsgäste an der Hochschule Emden/Leer zusammen, um sich über die regionalen Vorhaben in diesem Zusammenhang und zur Technologie an sich zu informieren. Eingeladen hatten der Fachbereich Technik der Hochschule und die EWE Hydrogen GmbH.

Die EWE errichtet derzeit am Standort Emden-Ost einen 320 Megawatt-Elektrolyseur, der im Jahr 2027 in Betrieb gehen soll. Der hier erzeugte Wasserstoff könnte nach Angaben des Energieversorgers in Zukunft etwa 400.000 Tonnen Kohle und damit eine Million Tonnen CO2 einsparen. Eine Einführung in die Technologie, die hinter der Elektrolyse steckt, und warum gerade Wasserstoff ein wichtiger Baustein im künftigen Energiemix sein wird, gab Dr. Uwe Reimer als wissenschaftlicher Mitarbeiter den Anwesenden im Technikum der Abteilung Elektrotechnik und Informatik.

„Wasserstoff rechnet sich derzeit betriebswirtschaftlich noch nicht – aber volkswirtschaftlich“, so Reimer, der seit Jahren intensiv auf diesem Gebiet forscht. Als Beispiel griff er die Nutzung von Einwegbechern im Fastfood-Restaurant auf, die in der Anschaffung günstiger seien als Mehrwegbecher, in der Folge aber große Müllkosten verursachen, die wiederum von der Allgemeinheit getragen werden müssten. Analog verhält es sich mit den CO2-Emissionen durch die Verwendung fossiler Energieträger. Wasserstoff bietet hier eine Alternative, da er sowohl umweltfreundlich aus regenerativen Energien erzeugt und auch in großem Maßstab gelagert und transportiert werden kann, so der promovierte Chemiker, der sich im Rahmen des Projektes „4N – Nordwest Niedersachsen Nachhaltig Neu“ an der Hochschule mit Anwendungsmöglichkeiten von grünem Wasserstoff beschäftigt. 

Auch Alexander Malchus von der Geschäftsfeldentwicklung & Strategie bei der EWE HYDROGEN GmbH räumte der Ressource Wasserstoff einen hohen Stellenwert im Energiemarkt der Zukunft ein. Nur unter dessen Einbezug werde sich die Energiewende realisieren lassen, die Dekarbonisierung gemeistert und die Unabhängigkeit von fossilen Importen gewährleistet werden können. Große Herausforderungen auf dem Weg dahin seien aktuell der Ausbau des Stromnetzes, um den Verbraucher deutschland- und europaweit zeitnah zu versorgen, die Speichermöglichkeiten und der Umgang mit dem überschüssigen Grünstrom – den man jedoch zu Spitzenzeiten beispielsweise sehr gut in Wasserstoff umwandeln könne, so Malchus. Der Experte der EWE wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Elektrolyseur, wäre er bereits in Betrieb gewesen, bereits vor zwei Jahren einen Großteil des am Umspannwerk Emden-Ost abgeregelten Strom in Wasserstoff hätte umwandeln können.  

„Wir sind auf dem Weg, eine große Industrie aufzubauen“, so Malchus. Dafür brauche es jedoch auch die Unterstützung seitens der Politik, etwa im Bereich der strengen Strombezugskriterien bei der Elektrolyse. Die Regulierung müsse zumindest in der Anfangszeit der sich im Aufbau befindlichen Infrastruktur heruntergeschraubt werden, um attraktivere Bedingungen zu schaffen. Eine Maßnahme, die sich bei allen Herausforderungen lohne, zeigte sich Malchus gewiss. Die Küstenregion mit ihrer sehr guten Anbindung zur On- und Offshoreindustrie habe ein enormes Potenzial, um die Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. „Wir sehen uns hier als absolut wettbewerbsfähig.“ Dies bestätigte auch Prof. Dr. Carsten Koch, Vizepräsident für Forschung, Wissenstransfer und Digitalisierung, mit seiner Einschätzung: „Emden ist prädestiniert, zukünftiger Knotenpunkt für die Wasserstoffwirtschaft zu werden.“