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Studierende bauen und erproben Modellyachten
Mehrere schnittige Modellyachten durchpflügen bei bestem Wetter mit gefüllten Segeln den Emder Ratsdelft. Was auf den ersten Blick nach einer ambitionierten Modellyachtregatta aussieht, ist in Wirklichkeit Teil angewandter Ingenieurwissenschaft: Studenten der Abteilung Maschinenbau der Hochschule Emden/Leer haben ihre schnellen, 165 Zentimeter langen Boote aus Hochleistungsverbundwerkstoffen am Binnenhafen erprobt.
Dass Studierende den großen Segelspaß erleben können, ist einem Angebot von Prof. Dr. Olaf Helms zu verdanken. Prof. Helms ist selbst leidenschaftlicher Segler und Modellbauer. Seit 2018 lehrt er an der Hochschule und verfolgt seither die Idee, anwendungsnahe Lehre und sportlichen Wettbewerb zu vereinen. Damit motiviert er Studierende, auch die Perspektive des Anwenders einzunehmen und praxistaugliche Ingenieurlösungen für den Einsatz bei Wind und Wetter zu erarbeiten.
Die dahinterstehende Welt der Faser-Kunststoff-Verbunde (FKV) besetzt im Maschinenbau laut Helms eher ein Nischenthema. So etwa wird Stahl in deutlich größeren Mengen verbaut. Aber: „Vieles würde sich ohne Faserverbundmaterialien gar nicht realisieren lassen“, so Helms. Als Beispiele nennt er Rotorblätter von Windkraftanlagen oder leichte Flugzeugteile. Und natürlich den Serienbootsbau.
Die zentrale Wirkungsstätte, an der Studierende solche Faser-Kunststoff-Verbunde sowie zugehörige Bauweisen und Fertigungstechnologien kennenlernen und erproben können, ist das Leichtbau-Labor der Hochschule Emden/Leer. In diesem Labor wird das Faserverbund-Thema nicht auf werkstofftechnische und strukturmechanische Grundlagen reduziert. Vielmehr wird in entsprechenden Wahlpflichtfächern, die für Maschinenbaustudenten in Bachelor- und Master-Studiengängen angeboten werden, schnell Anwendungsnähe am Beispiel der relativ großen Modellyachten hergestellt.
Der Geist des Leichtbau-Labors wird nicht mehr nur bei engagierten Studenten positiv aufgenommen. Auch bei den Industrieunternehmen der Region wird dieser mit Interesse wahrgenommen und als unterstützenswert angesehen. So etwa fördert das Unternehmen Logaer Maschinenbau GmbH aus Leer im aktuellen Semester die praxisnahe Faserverbund-Ausbildung mit einer zielgerichteten Sachspende: Faserverbundmaterialien für die Herstellung von Leichtbaustrukturen mittels sogenanntem Prepreg-Autoklav-Verfahren. „Somit können am Beispiel der Modellyacht sogar luftfahrttypische Technologien durchgespielt werden“, so Helms.
Das Fazit der Modellyachterprobung am Delft fällt derweil bei allen Teilnehmern sehr positiv aus. Auch Segelneulinge haben schnell herausgefunden, wie sich die Boote mit Hilfe der Fernbedienung von Schoten und Ruder manövrieren lassen. Bei viel Wind darf aber auch mal etwa zu Bruch gehen: „Das Analysieren von Schäden bereichert erheblich den Erfahrungsschatz des Ingenieurs“, so Helms mit einem Schmunzeln.