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Strukturwandel aus junger Perspektive

Projektteam der Hochschule befragte Schülerinnen und Schüler

Mit dem Leben und Arbeiten in Ostfriesland verbinden junge Menschen viel Positives, sehen aber auch Schwächen und wünschen sich Veränderungen. Einen etwas genaueren Einblick in diese Sichtweisen, Wünsche und Ängste hat ein Projektteam der Hochschule Emden/Leer, das sich mit dem Strukturwandel in der Region beschäftigt, mit Hilfe einer Umfrage unter Schülerinnen und Schülern aus Abschlussklassen und jungen Auszubildenden erarbeitet. Am Montag wurden die ersten Ergebnisse vor geladenen regionalen Akteuren in der Hochschule präsentiert.

Nach ihrer Bestandsaufnahme von Strukturdaten für Ostfriesland sowie einer Umfrage zur Innovationskultur in ostfriesischen Unternehmen wollte das Projektteam, bestehend aus Hannah Stalleicken, André Wessels, Heiko Driever und Ursel Thomßen herausfinden, welche Bedürfnisse die nächste Generation in der Region umtreiben. Erste Auswertungen zeigen interessante Ergebnisse: Junge Menschen in Ostfriesland schätzen die Landschaft und Natur sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt ihrer Heimat. „Diese Faktoren werden eindeutig als größte Stärken genannt“, erklärte Ursel Thomßen. Fast 70 Prozent der Befragten sehen allerdings in der Verschmutzung von Landschaft und Gewässern durch (Plastik-) Müll eine Bedrohung.

Als weitere Pluspunkte nennen die Teilnehmenden zudem die mit der Region verbundene Landwirtschaft, die Gemeinschaft, aber auch den Tourismus. Gewünscht wurde unter anderem, Landschaft, Natur und bestehende Vereine zu erhalten.

In Bezug auf die berufliche Orientierung zeigt sich, dass sich mehr als 40 Prozent der mehr als 600 Befragten - Stand heute - vorstellen können, ein eigenes Unternehmen zu gründen und selbstständig zu sein. Erst einmal streben aber ebenfalls mehr als 40 Prozent eine Ausbildung an. Hier stechen der Bereich Büromanagement/Verwaltung sowie Pflegeberufe als Ausbildungswünsche heraus. 33 Prozent planen ein Studium, hier gehören das Lehramt sowie Psychologie und Medizin zu den favorisierten Fachrichtungen. Die Teilnehmenden der Veranstaltung, die zum Teil die regionale Ausbildungsbranche, kommunale Wirtschaftsförderung und Schulen vertraten, zeigten sich sehr interessiert und zum Teil überrascht bezüglich der Umfrageergebnisse. Das seien wertvolle Beiträge für Ihre Aufgaben in der Wirtschaftsförderung und Berufsorientierung, so Steffen Wedemeyer, Wirtschaftsförderer des Landkreises Wittmund und Tina Rodemann, Projektmanagerin bei der Ems-Achse.

Bei der lokalen Politik sehen viele Handlungsbedarf in den Bereichen Energie, Digitalisierung, Freizeitangebote, Nahverkehr, Bildung und Schulsystem. „Die Region muss aktiv werden, um für junge Menschen auch in Zukunft ein attraktiver Lebensmittelpunkt zu sein und ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen – die Signale der befragten Schülerinnen und Schüler gilt es nun sinnvoll zu nutzen“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Gerhard Kreutz.

Über die Hälfte der Befragten berichtet auch von Zukunftsängsten. „Hier spielen Krankheit und der Verlust von Angehörigen oder Freunden, finanzielle Engpässe sowie mangelnde berufliche Perspektiven eine besondere Rolle“, so Hannah Stalleicken. Besonders wichtig sei es, sich mit den Wünschen, Sorgen und Vorstellungen der jungen Menschen auseinandersetzen, um den Fachkräften von morgen die richtigen Angebote zu machen, betonten Max-Martin Deinhard, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostfriesland/Papenburg und Johann Doden, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverband Ostfriesland Papenburg. Sie unterstrichen damit den herausragenden Wert des Projektes für die Region.

Die Befragung wurde im Rahmen des Projekts „Wissenschaftliche Begleitung des wirtschaftlichen Strukturwandels“ in Ostfriesland unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Hanfeld, Dr. Stephan Kotzur und Prof. Dr. Dirk Schleuter vorgenommen. Die befragten Schülerinnen und Schüler stammen aus den Landkreisen Aurich, Leer und Wittmund und der Stadt Emden.

Wer Fragen zu den aktuellen Ergebnissen oder Interesse an weitergehenden Umfrage- oder Projektinhalten hat, kann sich per E-Mail an strukturwandel(at)hs-emden-leer.de an das Projetteam wenden.

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