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Vom Solarboot zum U-Boot

Hochschulteam ergatterte Sonderpreis beim Rennen in Akkrum

So hatte sich das Team Emden seine erste Teilnahme seit der Corona-Pandemie am Solarboot Wettbewerb im niederländischen Akkrum sicher nicht vorgestellt: Am vergangenen Himmelfahrtswochenende bescherten starke Windböen den Studierenden zunächst eine herbe Enttäuschung. Doch am Ende gab es für das Team und seine ebenso konstruktive wie positiv gestimmte Zusammenarbeit einen Sonderpreis.

Die Zeit während der Pandemie hatte das Team genutzt, um das Solarboot weiter zu optimieren. Dabei lag der Fokus auf der Anwendung von Hydro-Foils. Hierbei handelt es sich um Tragflächen unter dem Bootsrumpf, die ab einer bestimmten Geschwindigkeit das Boot aus dem Wasser heben - ähnlich wie bei einem Flugzeug. Zusätzlich zu den neuen Hydro-Foils musste auch ein neues Antriebskonzept her. Da sich das Solarboot aus dem Wasser hebt, ragt auch der Bootspropeller aus der Wasseroberfläche heraus. Als Problemlösung wurde dafür der bestehende Antrieb, mit Hilfe weiterer Antriebselemente, verlängert, sodass wieder genug Abstand zwischen der Propellerspitze und der Wasseroberfläche liegt.

Das Rennen erstreckt sich über drei Tage und ist offen für innovative kreative Köpfe unterschiedlichster Konstellationen. Neben dem Emder Hochschulteam nehmen andere Universitäten, Fachhochschulen, Schüler und sogar Hobbytüftler daran teil. Voller Enthusiasmus startete das Solarboot-Team am ersten Renntag in das Langstreckenrennen, bei dem das Team gewinnt, das eine Route von 50 Kilometern in der kürzesten Zeit bestreitet.

Im Zuge des Rennens ereigneten sich Windböen der Stärke 7. Letztendlich erfasste eine Böe die Decks des Emder Solarboots in einer Kurvenfahrt und brachte das Boot vollständig zum Kentern. Fahrer Lukas Sikken kam zum Glück unversehrt zurück an die Wasseroberfläche. An Land wurde das Ausmaß des Schadens ersichtlich. Erschüttert musste das Team feststellen, dass jegliche Elektronik, die bei einem solarbetriebenen Boot den Großteil ausmacht, zerstört wurde. Dementsprechend konnte das Team nicht an den weiteren Disziplinen des Wettbewerbs teilnehmen.

Doch die Mitglieder zeigten sich kreativ: Sie griffen kurzerhand zu Paddeln und brachten das Boot mit vereinten Kräften an die Startlinie. Anders als vermutet, sahen die Organisatoren und die konkurrierenden Teams das Solarboot der Hochschule zum Sprint-Rennen antreten. Das Team paddelte sich so mit vereinten Kräften gemeinsam unter dem Jubel der Zuschauer mit einer beeindruckenden Zeit von 3:50 Minuten auf 350 Meter ins Ziel. Dass das Emder Team nur den letzten Platz erreicht, war nicht mehr relevant. Neben Ehrgeiz und Teamgeist haben man vor allem ein Zeichen dafür setzen wollen, sich nicht von Rückschlägen unterkriegen zu lassen, hieß es seitens des Teams.

Bei der traditionellen Preisverleihung wurden jeweils die ersten drei Plätze an niederländische Teams vergeben. Seit einigen Jahren gibt es einen zusätzlichen Preis, der dem im Jahr 2018 verunglückten Organisator Bouke Froentjes gewidmet und wird für besondere Leistung, abseits der Wettbewerbsführung, verliehen. Sowohl die Organisatoren als auch die mitstreitenden Teams waren sich einig, dass „natürlich unsere Freunde aus Emden“, so der Veranstalter, den „Bouke Froentjes“ Preis erhalten sollen. Das war das erste Mal, dass das Team aus Emden in Akkrum einen Preis gewann. „Es ist eine große Ehre für das Solarboot-Team der Hochschule Emden/Leer diesen Preis zu erhalten“, so Teammitglied Laura Napiorkowski.

Ob das verunglückte Boot repariert werden kann oder ein komplett neues Bootskonzept entworfen wird, ist nach Angaben des Teams noch offen. „Man wird auf jeden Fall nicht zum letzten Mal vom Solarboot der Hochschule Emden/Leer gehört haben, und wir freuen uns darauf dieses irgendwann in Akkrum auf dem Siegertreppchen zu feiern“, so Napiorkowski.

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