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„Emden dekolonial“
Hochschulseminar entwickelt Projekte zur Erinnerungskultur
Studierende der Hochschule Emden/Leer haben im Rahmen eines Blockseminars begonnen eine neue Website zur Geschichte und zu besonderen Orten der Stadt Emden zu erstellen. Das Besondere dieser Orte ist deren wenig bekannter historischer Bezug und wie diese Orte dazu beitragen, Rassismus zu repräsentieren.
Im Seminar „Emden dekolonial“ im Studiengang Soziale Arbeit haben Studierende sich mit Rassismus beschäftigt. Um Rassismus besser zu verstehen als eine Struktur, die quer durch unsere Gesellschaft geht – durch Individuen, durch Institutionen und Diskurse – haben sie sich unter anderem mit der Geschichte des Kolonialismus und der sozialen Konstruktion rassistisch machtvoll geordneter Kategorien zwischen Menschen auseinandergesetzt. „Moderne und Kolonialismus sind wie zwei Seiten einer Medaille nicht getrennt voneinander zu denken“, erklärte die Dozentin Frau Dr. Mechthild Exo.
Ein Gastreferent von der Emder „Initiative Rassismuskritik“ berichtete im Seminar von den Entwicklungen der letzten zwei Jahre, um in Emden eine postkoloniale Erinnerungskultur zu etablieren. Seit der globalen Aufmerksamkeit für die Anliegen der Black Lives Matter Bewegung werden vermehrt auch Denkmäler kritisch überprüft, um die Ehrung von Verbrechern des Kolonialismus zu beenden. Auf die bereits entwickelten Ideen und Erfahrungen konnte die Studierendengruppe nun aufbauen. Es entstanden mehrere kleine Projekte, die die Studierenden umsetzten. Eine Gruppe entwickelte Anregungen für ein interaktives Ausstellungskonzept zum Seehandel mit versklavten Menschen, das an das Ostfriesische Landesmuseum Emden weitergeleitet wird. Bereits für die vorbereitenden Recherchen hatten die Studierenden beratende Unterstützung durch Mitarbeiter:innen des Landesmuseum und des Emder Stadtarchivs erhalten. Andere Studierende haben einen Informationsblock für eine studentische Website des Haus Gödens (haus-goedens.de) geschrieben und diese Ergänzung den Betreiber der Website vorgeschlagen. Das Haus wird heute als Studentenwohnheim genutzt; von 1684 bis 1717 war dort das Marinebataillon der Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie (BAC) beherbergt. Diese Soldaten haben auf den Schiffen der Handelskompagnie das profitträchtige Geschäft mit westafrikanischen Menschen abgesichert, die unschuldig gefangen genommen und für den Verkauf als Sklaven wie Waren im Schiffsrumpf verfrachtet und nach Amerika transportiert wurden.
Die Recherchen dieser beiden Gruppen gehen zudem in die zukünftig entstehende Website „Emdens Geschichte der Sklaverei“ ein, die eine weitere Gruppe entwickelt hat (noch nicht online). Dort werden auch die Kanonen von der Festung Groß Friedrichsburg, die am Emder Falderndelft ausgestellt sind, thematisiert. Diese waren zur Bewachung der als Gefängnis und Verladestützpunkt für die versklavten Afrikaner:innen dienenden Festung eingesetzt. Im Wintersemester wird die Weiterbearbeitung der Website an eine neue Studierendengruppe weitergegeben.
Der „Große Kurfürst“ Friedrich Wilhelm initiierte mit der Gründung der von Emden aus operierenden Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie (BAC) und des Baus der Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana dieses skrupellose Überseehandelsgeschäft. Etwa 30.000 Menschen aus Westafrika erlitten die kolonialen Verbrechen der Verschleppung und Versklavung durch die Schiffe Friedrich-Wilhelms. Nicht zuletzt werden seine Rolle und der Charakter dieser maritimen Tradition Emdens auf der noch in Entwicklung befindlichen Website beschrieben. Es werden Anregungen gegeben zum Umgang mit der Statue von Friedrich Wilhelm an der Knock, beispielsweise eine den Versklavungshandel benennende Infotafel aufstellen, ein Projekt der Schulsozialarbeit durchführen, um eine künstlerische Um- und Neuinszenierung zu verwirklichen, bis hin zum Abbauen und ins Museum stellen.
Ansprechpartnerin:
Dr. Mechthild Exo
Lehrkraft für internationale Entwicklung, Diversity und Transkulturalität
Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Hochschule Emden/Leer
Mail: mechthild.exo(at)hs-emden-leer.de
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