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Auswirkungen von Corona auf die Psyche

Prof. Dr. Jutta Lindert schließt Vortragsreihe der Hochschule ab

Eine Einschätzung über die bisherigen und zukünftigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit gab es jetzt bei der vorerst letzten Vortragsveranstaltung der neuen Online-Reihe „Wissenschaft im Fokus“ der Hochschule Emden/Leer. Prof. Dr. Jutta Lindert vom Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit forscht seit vielen Jahren zur mentalen Gesundheit und in diesem Zusammenhang seit Beginn der Pandemie auch mit Bezug auf COVID-19. Sie gab am Montag (16. Mai) einen kleinen Überblick zu den unterschiedlichen Belastungssymptomen und stellte erste Ergebnisse ihrer unterschiedlichen Projekte vor.

„Wir haben alle in den vergangenen Jahren viel durchgemacht“, begann die Professorin, die für den Vortrag live aus New York zugeschaltet wurde, ihren Beitrag. Neben Isolation und der Bedrohung durch das Virus hätten auch Faktoren wie die eigene Erkrankung oder der Verlust nahestehender Menschen durch Corona eine wichtige Rolle bezüglich der psychischen Belastung für viele gespielt. Betrachte man vergangene Epidemien ließe sich feststellen, dass diese auch stets eine Krise bedeuten, wobei sich Corona mittlerweile zu einer Syndemie, also zu einer Anhäufung verschiedener Stressfaktoren, entwickelt habe.

In einem ihrer aktuellen Forschungsprojekte (COPERS) erstellt Lindert mit ihrem Team eine Längsschnittstudie, die die Auswirkungen von Corona auf die psychische Gesundheit und das Verhalten der Gesamtbevölkerung in neun Ländern untersucht. Im Projekt „HEROES“ wird wiederum gezielt der psychische Gesundheitszustand des Personals in Gesundheitseinrichtungen analysiert. Viele der ersten Erkenntnisse decken sich mit weiteren, weltweit angelegten Studien. So seien insbesondere junge Frauen, etwa durch einen Anstieg häuslicher Gewalt, besonders stark von psychischen Belastungen betroffen. In Ländern, die mit einiger Verzögerung die Corona-Maßnahmen umgesetzt hätten, habe unter anderem der damit verbundene Vertrauensverlust in die Regierung vermehrt zu Depressionen geführt. Hier habe sich regelrecht eine „parallele Pandemie“ in Bezug auf psychische Störungen entwickelt, so Lindert.

Vor diesem Hintergrund hätten mehrere Länder es sich zur Aufgabe gemacht, Maßnahmen zu forcieren, die die seelische Widerstandsfähigkeit stärken, um mit bestimmten Symptomen – wie etwa Einsamkeit – besser zurechtzukommen. Auch müssten Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen entsprechend weitergebildet werden, um bestimmte Symtome psychischer Störungen früh zu erkennen. Hierzu benötige man jedoch noch mehr Daten und Interventionen.

Lindert lehrt seit 2013 am Hochschulstandort Emden. Sie ist zudem Präsidentin der Sektion „Public Mental Health“ der European Association of Mental Health und Sektionsleiterin der Sektion „Lehre von Public Health in Deutschland“ der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention. Im vergangenen Jahr wurde sie außerdem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Beraterin im Themenbereich „Mental Health & Covid-19“ ernannt.