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Wie Digitalisierung die Teilhabe erleichtert

Hochschulprojekt mit obw GmbH und Lebenshilfe Leer erfolgreich beendet

Durch Digitalisierung komplexe Arbeitsprozesse einfach machen - wie das geht, zeigt ein gerade abgeschlossenes Projekt zu digitalen Assistenzsystemen an der Hochschule Emden/Leer. Das Besondere: durch die Kombination einzelner, flexibler Komponenten mit einer frei verfügbaren Software-Lösung wird Menschen mit Beeinträchtigung die Teilhabe an vielfältigen Produktionsprozessen ermöglicht.

In der Praxis wurde dies gleich in zwei ostfriesischen Einrichtungen getestet. Im Februar dieses Jahres ist an der Hochschule Emden/Leer unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Armando Walter Colombo ein Projekt mit den Werkstätten der obw GmbH und der Lebenshilfe Leer gestartet, in dem für drei Arbeitsbereiche aus den beiden Unternehmen gemeinsam mit Studierenden und Professoren des Fachbereichs Technik Lösungen erarbeitet wurden, die sich flexibel an die individuellen Anforderungen vor Ort anpassen lassen. Neben der Befähigung der dort arbeitenden Menschen mit Beeinträchtigungen stand auch die Motivation der Zielgruppe sowie eine möglichst einfache Übertragbarkeit auf weitere Prozesse im Fokus.

In einem Teilprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Gavin Kane wurden beispielsweise so genannte digitale Zwillinge bestimmter Produktionsprozesse entwickelt, um anhand einer Simulation optimierte Werkzeuge für die Montageunterstützung herzustellen. Diese Werkzeuge sollen dabei am Ende ausdrücklich von den Beschäftigten selbst bedient werden, wie Kane betonte. „Viele glauben, dass Digitalisierung letztlich auch in digitalen Produkten mündet“, so der Professor. Dies müsse aber nicht zwingend der Fall sein. Die entwickelte Lösung mache nicht nur schwierige Prozesse ohne motorische Herausforderungen möglich, sondern sei zugleich kostengünstig und effizient.

„Wichtig ist es uns vor allem, die Beschäftigungsgruppen mit ihren Bedarfen, Voraussetzungen und vielfältigen Tätigkeitsprofilen gleichermaßen in den Blick zu nehmen“, unterstreicht Andrea Ludwig, die bei der obw GmbH für Projektmanagement und Fördermittelakquise zuständig ist. „Wir freuen uns, mit der Hochschule Emden/Leer einen so kompetenten und verlässlichen Kooperationspartner für digitale Assistenzsysteme gefunden zu haben“. In zwei weiteren Teilprojekten unter der Leitung von Prof. Dr. Thies Pfeiffer wurde wiederum  ein modulares Assistenzsystem entwickelt, das auf geschickte Weise günstige Hardware-Komponenten aus dem Maker-Bereich mit öffentlich verfügbaren kostenlosen Softwareprogrammen kombiniert, sodass ein flexibel anpassbares Assistenzsystem entsteht. Eine einfach einzurichtende digitale Führung durch den Arbeitsprozess kann dabei durch verschiedene Sensoren mit Ereignissen, wie dem Griff in eine Sichtlagerkiste oder dem Ablegen der fertigen Konstruktion auf einer Wage, die Beschäftigten begleiten. Zusätzlich eingebaute Mechanismen wie an den Sichtlagerkästen angebrachte LEDs unterstützen die Aufmerksamkeitsführung und helfen laut Pfeiffer so, motiviert den jeweils nächsten Arbeitsschritt richtig zu erkennen und durchzuführen.

Die gemeinsam entwickelten Ergebnisse sind nach Aussagen der Projektbeteiligten so vielversprechend, dass auch künftig weiter daran gearbeitet werden soll. Innerhalb der obw GmbH wird aktuell der Einsatz eines Cobots für verschiedene Arbeitsschritte in der Fertigung geprüft, der das Fach-Personal entlasten soll.

Im Frühjahr 2022 sind Qualifizierungsmaßnahmen durch die Hochschule geplant. Diese beinhalten einerseits die Programmierung der Assistenzsysteme sowie deren Nachbau. „Die Nutzung von digitalen Assistenzsystemen erweitert die Teilhabemöglichkeit im Arbeitsleben - das ist ein wichtiger Schritt im Selbstverständnis als attraktiver Dienstleister und Arbeitgeber“, unterstreicht obw-Geschäftsführer Prof. Burghardt Zirpins das zentrale Ziel des Projekts.

Das Projekt wurde im Rahmen des vom Europäischen Sozialfonds ESF im Programm „rückenwind+“ geförderten Projektes „Wissen macht Zukunft – mit Digitalisierung die Arbeitswelt von morgen gestalten“ (August 2019 – Juni 2022) der Ostfriesischen Beschäftigungs- und Wohnstätten GmbH (obw GmbH) und dem Kooperationspartner Lebenshilfe Leer durchgeführt.