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Mit dem Flettner die Schifffahrt revolutionieren

Hochschule entwickelte innovativen Antrieb

Schifffahrt umweltfreundlicher und zugleich effizienter machen – das ist Ziel des vor drei Jahren gestarteten, deutsch-niederländischen Projekts „MariGreen“. Eines der dazugehörigen Teilprojekte wird jetzt in der Praxis erprobt: Ein hoch innovativer Flettner Rotor, der von einem Projektkonsortium unter der wissenschaftlichen Leitung der Hochschule Emden/Leer entwickelt und gebaut wurde, ist in der vergangenen Woche auf einem Mehrzweckfrachter im Leeraner Hafen installiert worden. Am Mittwoch, 20. Juni, startet die Testphase auf See.

Beim Flettner-Antrieb, der bereits in den 20erJahren entwickelt wurde, wird die Energie des Windes als zusätzlicher Schiffsantrieb genutzt. Konkret geschieht dies, wenn Wind durch den drehenden Rotor so beschleunigt wird, dass eine aerodynamische Schubkraft entsteht, die den Schiffsvortrieb unterstützt. „Der Flettner-Rotor wird zwar elektrisch betrieben, doch durch die erzeugte Schubkraft kann die Hauptmaschine deutlich entlastet werden“, erklärt Sascha Strasser, Projektkoordinator beim Maritimen Kompetenzzentrum (MARIKO) Leer, dem Leadpartner von MariGreen.

Der so genannte Eco-Flettner-Antrieb, der jetzt auf dem Schiff „Fehn Pollux“ eingebaut wurde, ist bereits innerhalb des Vorgängerprojekts MariTIM geplant und konstruiert worden. Das Team der Hochschule entwickelte dabei ein spezielles Kontrollsystem mit intelligenter Steuerung und Regelung. Das Schiffsverhalten und die Kraftstoffeinsparungen konnten bereits ausgiebig am Schiffsführungssimulator in Leer in Zusammenarbeit mit der Firma Nautitec getestet werden.

Das Besondere: Die Daten, die das System letztendlich auch bei der „echten“ Fahrt liefert, werden automatisch an die Schiffssteuerung weitergegeben. So kann jeder „günstige“ Moment abgepasst werden, um den Rotor zu starten und schneller voran zu kommen - ohne dass die Crew dies im Auge behalten muss. „Hohe Effizienz und gute Leistung bei vollautomatischer und robuster Technik – so etwas will und braucht man in der Schifffahrt“, so Professor Michael Vahs, der das Projekt federführend betreut. Neben der „Fehn Pollux“ gebe es weltweit bisher nur vier andere Schiffe, die mit der Flettner-Technologie ausgestattet seien. Unter anderem verwendet das Windkraftunternehmen Enercon einen derartigen Zusatzantrieb auf seinem E-Ship1. Auch bei dieser Umsetzung waren einst Vahs sowie der Leeraner Hochschulabsolvent Ralf Oltmanns beteiligt, der wiederum Initialzünder für das aktuelle Flettner-Projekt war.

Zum Team der Hochschule, die für das aktuelle Projekt noch mit 15 regionalen Partnern zusammenarbeitet, gehören neben Vahs auch Professor Dr. Jann Strybny und die wissenschaftlichen Mitarbeiter Marcel Müller und Moritz Götting vom Fachbereich Seefahrt und Maritime Wissenschaften in Leer sowie Thomas Peetz vom Fachbereich Technik aus Emden. Zudem sind zahlreiche studentische Abschlussarbeiten mit dem Projekt, das zum Patent angemeldet wurde, verbunden.

Die Testphase soll nun Aufschluss über die betriebliche Sicherheit, Zuverlässigkeit und Nutzungsdauer des speziellen Windantriebs geben. Eine Auswertung soll Ende des Jahres erfolgen. Was schon jetzt feststeht: „Das Konzept ist auf einen sehr großen Anteil der Welthandelsflotte übertragbar“, so Vahs.

Das Projekt MariGreen, möchte das Thema GreenShipping im deutsch-niederländischen Grenzraum voranbringen. Die zwölf Teilprojekte dienen der Entwicklung von innovativen Produkten und Verfahren zur Verbesserung der Umweltbilanz, aber auch der Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit der Schifffahrt. Die Hochschule Emden/Leer ist in acht dieser Teilprojekte eingebunden. Insgesamt wurden in die Entwicklung des Eco-Flettner-Antriebs gut zwei Millionen Euro investiert. Das Projekt MariGreen wird im Rahmen des INTERREG V A Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie durch nationale Kofinanzierung aus Deutschland und den Niederlanden gefördert.